CoronaCast aus Dresden

Sächsische.de

Updates zur Lage in Sachsen, aktuelle Informationen und spannende Gespräche mit Experten, Politikern und Menschen, die in der Corona-Krise Besonderes leisten: Das ist der CoronaCast von Sächsische.de. Durch den Podcast führt Fabian Deicke, der meist per Video-Konferenz mit seinen Gästen spricht. Redaktionell wirkt der Dresdner Social-Media-Experten und Corona-Twitterer Andreas Szabó mit - teils auch vor dem Mikrofon. read less
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Hat Corona zu einem Kneipensterben geführt, Herr Klein?
29-04-2022
Hat Corona zu einem Kneipensterben geführt, Herr Klein?
Seit dem 3. April können Restaurants in Sachsen wieder ohne den Nachweis von Impf- oder Testzertifikaten besucht werden. Auch das Tragen von Masken ist nicht mehr verpflichtend. Die Branche atmete auf, als diese Lockerungen in Kraft traten. Doch gab es auch den erwünschten Effekt? Im CoronaCast bei Sächsische.de blickt Axel Klein, Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Sachsen (Dehoga), mit gemischten Gefühlen auf die aktuelle Lage. "Der Optimismus ist wieder da, es gibt Umsätze und die Abhängigkeit der Unternehmen von Hilfen sinkt", sagt Klein. Das Ostergeschäft, das pandemiebedingt in den vergangenen Jahren größtenteils ausgefallen war, habe einen Schub gebracht. Dass der Infektionsschutz jetzt in den meisten Alltagsbereichen in die Verantwortung jedes Einzelnen übergegangen sei, begrüße Klein. "Das soll nicht heißen, dass wir Schutzmaßnahmen kritisieren", stellt er allerdings klar. Nach wie vor sei es geboten, dass man sich schütze. Das gelte für Gäste wie Unternehmer. "Es nützt ihm [dem Gastwirt] schließlich auch nichts, wenn alle Mitarbeiter krank zu Hause sind." Der entscheidende Unterschied sei nun, dass Gastronomen ihre Hygienekonzepte an die jeweilige Infektionslage und ihre räumlichen Bedingungen anpassen könnten, statt pauschale Regeln umsetzen zu müssen. Von einem anhaltenden Aufschwung im weiteren Verlauf des Frühjahrs und im Sommer ist Klein überzeugt. Die langfristige Perspektive bereitet dem Branchenvertreter jedoch Sorgen. Die Liste der Herausforderungen ist lang: Die Pandemie hat das Personalproblem in der Branche verschärft, weil mehr als zehn Prozent der Mitarbeiter gegangen sind. Zudem hätten viele Unternehmen Schulden angehäuft und stünden aufgrund der sich jetzt ändernden Zinspolitik vor ungewissen finanziellen Hürden. Klein warnt: "Das Kneipensterben wird schleichend weiter gehen." Dass bei all diesen Vorzeichen die zu erwartende Coronalage im Herbst unklar sei, spiele auch eine Rolle. Noch mehr aber: "Der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auch auf unser Land und Versorgungsengpässe. Das trifft natürlich auch unsere Unternehmen." In Anbetracht steigender Kosten für Lebensmittel und Energie sagt Klein: "Es wird Preisanpassung geben. Wir werden aber nicht alles umlegen, das ist klar." Damit Restaurantbesuche künftig trotzdem für möglichst viele Einkommensklassen erschwinglich bleiben, wirbt der Dehoga-Chef für eine Verlängerung des gesenkten Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie. Infolge der Pandemie wurde dieser von 19 auf sieben Prozent gesenkt - vorerst bis Ende 2022. Außerdem Themen in dieser Folge: - Wie die Gastronomie der Personalknappheit begegnet - Wie höhere Preise zu einem mehr Qualitätsbewusstsein führen kann - Wie Sachsens Hotel- und Gastrobranche Flüchtlingen aus der Ukraine hilft Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Wie gesund ist Deutschlands Corona-Kurs? Fragen an Weltärztepräsident Montgomery
12-04-2022
Wie gesund ist Deutschlands Corona-Kurs? Fragen an Weltärztepräsident Montgomery
Der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sieht im Scheitern der generellen Impfpflicht eine Bürde für die Zukunft im Kampf gegen Corona. "Nach einer wunderbaren Phase der Entspannung [...] werden wir im Herbst wieder in voller Härte mit Maßnahmen konfrontiert sein." Um dieses Szenario abzumildern, argumentiert Montgomery im Podcast CoronaCast bei Sächsische.de, sei eine Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt nötig gewesen. Der Mediziner sehe auch trotz des großen Anteils an Durchbruchsinfektionen in der Omikron-Welle nach wie vor das Impfen als einzige Chance, das Virus nachhaltig zu bekämpfen. Dass täglich derzeit 200 bis 300 Menschen im Zusammenhang mit einer Infektion sterben, sei vor dem Hintergrund der gescheiterten Impfpflicht umso bedauerlicher. Schließlich übt Montgomery scharfe Kritik am Kurs der Bundesregierung: "Das politische Hickhack um die Impfpflicht ist ein katastrophales politisches Versagen." Man habe eines der wichtigsten Zukunftsthemen für die Gesundheit der Menschen parteipolitischem Hickhack geopfert. Dass die Impfpflicht noch mal als Instrument gebraucht werden könnte, davon ist Montgomery überzeugt. Allerdings ist ein neuer Anlauf eher unwahrscheinlich, Kanzler Olaf Scholz hatte das bereits kurz nach der Bundestagsabstimmung vergangene Woche ausgeschlossen. "Eine solche Pflicht ist ja nicht per Schalter umlegen eingeführt", beschreibt Montgomery das sich aus dem Aus der Impfpflicht ergebende Dilemma. Außerdem Themen in dieser Folge: - Verspielt Gesundheitsminister Karl Lauterbach das in ihn gesetzte Vertrauen? - Wie ist die Lage im globalen Kampf gegen Corona? - Hilfe für die Ukraine: Was leistet die Medizin in der aktuellen Krise? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Labore am Limit: Wie es mit dem Testen weitergehen sollte
29-03-2022
Labore am Limit: Wie es mit dem Testen weitergehen sollte
Die Zahl der in Deutschland aktuell durchgeführten PCR-Tests befindet sich seit Wochen auf einem Allzeithoch in der Pandemie. Durchgeführt werden PCR-Analysen in der Regel dann, wenn es einen dringenden Verdacht auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus gibt, zum Beispiel nach einem positiven Schnelltest. Dass die aktuelle Welle hoch ist, wird unter anderem in der Positivrate deutlich. "Diese liegt auch in dieser Woche bundesweit erneut bei 56 Prozent", berichtet Michael Müller, der Vorsitzende des Vereins der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), im CoronaCast bei Sächsische.de. Die Daten des ALM gelten als repräsentativ für Deutschland. Ein großer Teil der PCR-Proben analysierenden Labore, insgesamt 186, berichtet über den Verbund wöchentlich den aktuellen Stand. In der vergangenen Woche, so berichtet Müller, seien von 2,2 Millionen Tests etwas mehr als 1,2 Millionen positiv ausgefallen. Die Lage beschreibt der Labormediziner deshalb so: "Sie ist, wie es das Robert-Koch-Institut mit seinen täglichen Berichten zur Neuinfektionen darstellt: weiterhin angespannt." Auch wenn in der Omikron-Welle die Krankheitsverläufe in der Regel milder ausfielen, seien die Folgen dennoch dramatisch. Müller nennt hohe Krankenstände in Unternehmen und zum Teil hohe Patientenzahlen auf Normalstationen in Krankenhäusern. Die tatsächliche Wucht, mit der sich Omikron ausgebreitet habe, drücke sich in einem Zahlenvergleich aus. "Es wurden in der Pandemie jetzt insgesamt 20,5 Millionen SARS-CoV-2-Infektionen vom RKI in Deutschland rapportiert. Allein rund 50 Prozent, also 10 Millionen dieser Fälle wurden in den letzten zwei Monaten, im Februar und März 2022, diagnostiziert." Müller berichtet in diesem Zuge zudem von einer großen Auslastung der Labore. "Im Bundesschnitt sind aktuell Kapazitäten zu etwa 80 Prozent ausgeschöpft. In Sachsen zu 90 Prozent." Im Freistaat melden zehn Labore an den ALM. Dass die Corona-Politik in Anbetracht der aktuell weniger krankmachenden Mutation des Virus und durch einen stärkeren Grad der Immunisierung der Gesellschaft auf Lockerungskurs ist, teilt Müller trotz der großen Dynamik. Es komme wie bei Grippewellen vor der Pandemie darauf an, dass Menschen eigenverantwortlich handeln. Dazu gehöre auch das Tragen von Masken, Abstandhalten und Testen immer dann, wenn es nötig erscheint. Für den künftigen Umgang mit PCR-Kapazitäten wirbt Müller um ein Umdenken. "Wir müssen Medizin wieder so machen, wie wir sie vor der Pandemie gemacht haben. Das heißt: Kranke gut versorgen, Verdachtsfälle abklären und Ausbrüche beziehungsweise Kontaktpersonen monitoren." Nicht für alle diese Aufgaben seien PCR-Tests zwingend nötig. "Ich stelle in Zweifel, ob wir zur Bestätigung des Genesenenstatus eine PCR-Analyse brauchen, die eigentlich nur ein formaler Aspekt ist." Auch von Antigenschnelltests wisse man inzwischen, dass sie bei richtiger Anwendung "richtig positive" oder "richtig negative" Ergebnisse lieferten. Die PCR-Ressourcen, so Müller, sollten nach medizinischen Erfordernissen eingesetzt werden. "Medizinisch erforderlich ist, kranke Menschen zu versorgen. Besonders dann, wenn sie Risiko haben, schwer krank zu werden." Das umschließe vor allem den Schutz vulnerabler Gruppen und von Personen, die in medizinisch-pflegerischen Bereichen eingesetzt sind. Außerdem Themen in dieser Folge: - Sollte Deutschland mit Gurgeltests aus Österreich PCR-Kapazitäten erhöhen? - Wie müssen sich Labore auf eine drohende Herbstwelle vorbereiten? - Wie funktioniert das Monitoring von Virusvarianten in den Laboren? - Welche Rolle spielt die Art und der Zeitpunkt einer Probenentnahme beim Test? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Lockern trotz hoher Zahlen: Kann Corona wieder gefährlicher werden?
11-03-2022
Lockern trotz hoher Zahlen: Kann Corona wieder gefährlicher werden?
Am 20. März fallen in Deutschland viele Schutzmaßnahmen weg, die in der Pandemie das Ausbreiten des Coronavirus verhindern oder zumindest verlangsamen sollten. "Ich kann diesen Weg nachvollziehen", sagt der Dresdner Virologe Alexander Dalpke im CoronaCast bei Sächsische.de. Allerdings mahnt der Experte in Anbetracht der aktuell bundesweiten Rekordzahlen bei Neuansteckungen auch weiter zur Vorsicht. Man müsse bei der Bewertung der Lage genau hinschauen, erklärt Dalpke. Bei den Maßnahmen, die bis jetzt über das Infektionsschutzgesetz aufrecht gehalten wurden, sei immer das Ziel gewesen, eine Überlastung des Gesundheitssystems abzuwenden. "Das war lange Zeit auch gut begründet. Wir sehen das aber jetzt nicht mehr, trotz hoher Ansteckungszahlen", so der Virologe. Ab dem Sonntag der kommenden Woche soll nur noch ein Paket aus Basismaßnahmen gekoppelt mit einer Hotspot-Regelung gelten. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hatte diese Woche die Ampelkoalition vorgelegt. "Beim 20. März deshalb nun aber von einem 'Freedom Day' zu sprechen, halte ich für eine Überhöhung", sagt Dalpke. Das Virus sei schließlich nicht per Gesetz an einem Tag aus der Welt zu schaffen. "Klar ist, das Virus ist weiterhin in der Bevölkerung vorhanden. Es wird auch weiterhin zu Infektionen führen. Und es wird mit großer Wahrscheinlichkeit im Herbst dann auch wieder zu einer größeren Welle kommen." Auch eine mögliche Welle im Sommer schließt Dalpke nicht aus. Die sich in Deutschland ausbreitende Subvariante BA.2, die sich aus der bis zuletzt vorherrschenden Omikron-Mutante gebildet hat, könne dazu führen. Dalpke verweist auf Daten aus Dänemark und Großbritannien, wo der Subtyp bereits seit mehreren Wochen für rasant steigende Fallzahlen sorgt. Vieles deute demnach zwar auf eine höhere Übertragbarkeit hin, jedoch nicht in Korrelation mit einem Anstieg bei schweren Verläufen, die wiederum das Gesundheitssystem stärker belasten würden. Dalpke schätzt auch künftig beim weiteren Mutieren des Virus die Lage so ein, dass sich zwar bei jeder der immer wieder zufällig entstehenden Varianten die Übertragbarkeit intensivieren könne, aber nicht unbedingt die Gefährlichkeit. "Außer wenn das Virus grundsätzlich seine Biologie ändern würde", schränkt Dalpke ein. Dies sei jedoch in der Evolution von Viren eher unwahrscheinlich. Für künftige Viruswellen würde das bedeuten, dass sie zwar mit großen Ansteckungszahlen einhergehen könnten, jedoch nicht mit einer vergleichsweise hohen Hospitalisierung. Außerdem, so Dalpke, begegne dem Virus inzwischen eine in höherem Maße immunisierte Bevölkerung, sei es durch Impfungen oder aufgrund bereits durchgemachter Infektionen. Dalpke plädiert trotz einer möglichen weiteren Abschwächung von Gefahren weiterhin dazu, in bestimmten Situationen Masken zu tragen. "Auch wenn das vielleicht dann nicht mehr überall vorgeschrieben ist." Das Idealszenario wäre, so der Virologe, wenn die Menschen künftig eigenverantwortlich statt verordnet dem Infektionsschutz genüge tun würden. Außerdem Themen in dieser Folge: - Was weiß man bisher über die Omikron-Subvariante BA.2? - Wann ist der beste Zeitpunkt für eine vierte Impfung? - Warum lassen sich nicht so viele Menschen wie erhofft mit Novavax impfen? - Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Pandemie in Europa? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
So lockert Sachsen die Corona-Maßnahmen - und was passiert dann?
03-03-2022
So lockert Sachsen die Corona-Maßnahmen - und was passiert dann?
Ab Freitag gelten in Sachsen neue Corona-Regeln. Eine Reihe an Lockerungen sind mit der neuen Verordnung verbunden. Gleichzeitig ergibt sich aus dem Infektionsschutzgesetz, das zunächst bis zum 19. März gilt, eine zentrale Frage: Was passiert danach? Im Podcast "CoronaCast" bei Sächsische.de erläutert Reporterin Andrea Schawe, was alles lockerer wird und vor welcher Aufgabe die Politik in den kommenden zwei Wochen steht. Die Ausgangslage ist tatsächlich unübersichtlich. Was nach der nun greifenden 49. sächsischen Corona-Schutzverordnung passieren werde, sei noch nicht geklärt. Das hatte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag bei der Veröffentlichung der neuen Regeln betont. Grund dafür ist, dass die für die Pandemie angepassten Teile des Infektionsschutzgesetzes zum 19. März ausliefen und die Bundesregierung sich bisher noch nicht zu einer Verlängerung oder Anpassung geäußert habe. Fest stehen aber zwei Dinge: Es handelt sich bei der neuen sächsischen Verordnung nicht mehr um eine sogenannte Notverordnung und es fallen deshalb in vielen Bereichen in erheblicher Weise Schutzvorschriften weg. Die wichtigsten Änderungen ab 4. März in Kürze sind: - Ungeimpfte erhalten in vielen Bereichen wieder Zugang. In der Gastronomie, in Kultur- und Freizeiteinrichtungen oder bei Messen gilt wieder 3G. - Für Geimpfte und Genesene gelten keine Kontaktbeschränkungen mehr, Ungeimpfte eines Hausstandes dürfen sich mit zwei weiteren Personen treffen. - Clubs, Bars und Diskotheken dürfen unter 2G-plus wieder öffnen. - Kontakterfassung ist nur noch im Gesundheits- und Sozialwesen nötig. - Bei Kultur- und Freizeitveranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen können Veranstalter zwischen 2G und 3G wählen - und die Veranstaltungsorte entsprechend mehr oder weniger auslasten. Alle Details zur neuen Verordnung, was in der kurzen Zeit bis zur nächsten Regelungsrunde alles passieren muss, und wieso der 20. März wohl eher nicht als "Freedom Day" angesehen werden kann, darum geht es in der aktuellen Folge "CoronaCast". Außerdem Themen in dieser Folge: - Welchen Einfluss hat der Krieg in der Ukraine auf das Tempo in der Corona-Politik? - Was bedeutet es, dass die aktuelle Verordnung keine Notverordnung mehr ist? - Wie ist das Impfen mit proteinbasierten Impfstoff von Novavax in Sachsen angelaufen? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Reichen die Lockerungen? Fragen an Konzertveranstalter Rodney Aust
24-02-2022
Reichen die Lockerungen? Fragen an Konzertveranstalter Rodney Aust
Deutschland lockert, Sachsen lockert. Seit Mittwoch gelten im Freistaat etwa beim Einkaufen keine G-Regeln mehr, und am 4. März geht das Erleichtern mit einer neuen Corona-Verordnung weiter. Dann dürfen Veranstaltungen unter bestimmten Regeln wieder deutlich größer als bisher ausfallen. Im CoronaCast bei Sächsische.de bewertet der Dresdner Konzertveranstalter Rodney Aust die sich nun ergebende Öffnungsperspektive für seine Branche als "positives Signal" und schränkt zugleich ein: "Den großen Befreiungsschlag bringen die neuen Regeln aber nicht." Austs Agentur veranstaltet Großevents wie die im Mai in der Arena-Leipzig geplanten Rammstein-Konzerte oder den Auftritt Udo Lindenbergs im Dresdner Rudolph-Harbig-Stadion im Juni. Die Durchführung dieser Konzerte sehe Aust nicht in Gefahr, er befürchte jedoch unkalkulierbare Risiken, wegen auch dann möglicherweise noch geltender Einschränkungen. "Was ist genau mit 'Basismaßnahmen' gemeint, die es ab dem 21. März trotz des Wegfalls tiefgreifender Schutzmaßnahmen noch geben soll," fragt Aust. Er freue sich zwar über die Aussicht, wieder große Events durchführen zu können, sehe aber einen entscheidenden Lockerungsschritt auf dem Weg zur Normalität für seine Branche als unerlässlich an. "Kapazitätsgrenzen, das Überprüfen von Nachweisen und auch die Masken müssen irgendwann wieder wegfallen", so Aust. Bei kleineren Veranstaltungen oder klassischen Konzerten würden Abstandsregeln leichter aufrecht zu halten sein. Dies seien nicht unbedingt Konzerte, bei denen "man sich mit seinem Nachbarn reibt". Nach Ansicht des Konzertmanagers sollte deshalb die Risikoabwägung, ob man eine Veranstaltung besuche, künftig jeder eigenverantwortlich vornehmen können. Welche Risiken mit Corona verbunden sind, weiß Aust einzuschätzen. Erst kürzlich hat sein Vater Bernd Aust, mit dem er seine Konzertagentur gemeinsam leitet, eine schwere Covid-Erkrankung öffentlich gemacht. Der frühere Chef der Band Electra hatte im Winter 2020/21 mehrere Wochen im Krankenhaus gelegen und sich in Lebensgefahr befunden. Rodney Aust beschreibt die Erfahrungen im Podcast-Gespräch als "einschneidend". Froh sei er, dass sein Vater inzwischen sogar manchmal wieder zur Flöte greife. "Neulich ist er sogar Ski gefahren. Daran war vor einem Jahr nicht ansatzweise zu denken." Dennoch, sagt Aust, müsse er auch für das gemeinsame Unternehmen denken und sprechen. "Das ist nur überlebensfähig, wenn wir zur Normalität zurückkommen." Einstweilen wird ab 4. März die Normalität so aussehen, dass in Sachsen bei Veranstaltungen in Innenräumen bei maximal 60 Prozent Auslastung und maximal 6.000 Besuchern 2 G gilt und im Außenbereich maximal 75 Prozent Auslastung und bis zu 25.000 Zuschauer erlaubt sind. Außerdem Themen des Gesprächs: - Rentieren sich perspektivisch Veranstaltungen in Innenräumen überhaupt noch? - Wie funktioniert nach zwei Jahren Pause der Restart der Branche? - Wie wird mit verschobenen Konzerten der Vorjahre verfahren? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Warum fordern Sachsens Landräte die Aussetzung der Impfpflicht, Herr Harig?
10-02-2022
Warum fordern Sachsens Landräte die Aussetzung der Impfpflicht, Herr Harig?
In der Debatte um das für den 16. März geplante Inkrafttreten einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht hat Michael Harig (CDU), Landrat des Landkreises Bautzen, erneut vor drohenden Engpässen in ländlichen Regionen gewarnt. Im Podcast "CoronaCast" bei Sächsische.de sagte er: "Wenn wir jetzt diese Impfpflicht durchsetzen müssen, [...] hätten wir ein ganz großes Problem die Sicherheit der Pflege im häuslichen Bereich genauso wie im stationären Bereich sicherzustellen." Damit bekräftigt Harig seine bereits Ende Januar in einem offenen Brief an Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) formulierte Forderung, das geplante Gesetz noch einmal auf den Prüfstand stellen zu lassen. Mit dieser Ansicht ist der Bautzner Landrat indes nicht allein. Auch die Räte der übrigen sächsischen Kreise und Städte argumentieren ähnlich und hatten vergangene Woche über den Landkreistag die Aussetzung der Impfpflicht für Gesundheitsberufe gefordert. Doch können Regionalpolitiker ein im Bundestag beschlossenes Gesetz so einfach bremsen oder gar blockieren? "Nein, das können Landräte nicht. Das können auch Ministerpräsidenten nicht. Der Bundestag hat dieses Gesetz mit großer Mehrheit beschlossen und Länder haben zugestimmt.", sagt Harig im Podcast. Insofern sei das Gesetz bindend. In der Antwort schwingt das direkt darauffolgende "Aber" allerdings direkt mit. Harig betont: "Was seit dem Beschluss anders geworden ist, ist der Umstand, dass wir jetzt eine andere Virus-Variante haben." Damals sei man noch von der Delta-Variante ausgegangen. Nun sei mit Omikon eine Mutante vorherrschend, die auch zu höheren Infektionszahlen bei Geimpften führe. Damit sei, so Harig, das Erreichen des Ziels, nämlich mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht vulnerable Gruppen zu schützen, nicht mehr erreichbar. "Insofern stellt sich die Frage, ob der Eingriff in die Persönlichkeitsrechte noch begründbar ist", stellt Harig fest. Ein Aussetzen der Impfpflicht, das wird auch in Harigs Aussagen im CoronaCast deutlich, würde dem Landkreis erhebliche Aufwände und weitere Konflikte ersparen. "Wir gehen gegenwärtig davon aus, dass wir circa 5.000 Beschäftigte im Landkreis haben, die aufgrund ihres Impfstatus' angehört werden müssten." Das entspräche etwa 30 Prozent des Personals in Pflege- und Medizinberufen im Kreis Bautzen. Für diese Gruppe müssten in Einzelfällen Voraussetzungen für eine weitere Beschäftigung geprüft werden. Was damit gemeint ist, erklärt Harig so: "Wenn wir zu dem Schluss kommen, die Menschen müssen weiterarbeiten, weil sonst die Pflege nicht gewährleistet ist, wird es Auflagen geben." Dazu würden Maßnahmen wie tägliches Testen oder das Tragen von Masken zählen. Zufriedenstellend hielte Harig das nicht. "Wenn die Impfpflicht - ich sage das jetzt mal so - unterlaufen werden muss, weil ansonsten Versorgungssysteme zusammenbrechen, stellt sich die Frage, ob man diesen Druck jetzt aufrechterhalten muss." Zudem mahnt Harig an, dass beim Greifen zum äußersten Mittel, nämlich einem Betretungs- und Beschäftigungsverbot für einen Ungeimpften ein Geimpfter dessen Arbeit mit erledigen müsse. Harig befürchtet, dass deshalb ohnehin vorhandene gesellschaftliche Spannungen vergrößert werden könnten und meint in der Summe der Argumente betrachtet schließlich: "Lieber keine Impfpflicht als eine schlechte Impfpflicht." Außerdem Themen des Gesprächs: - Welche Auswirkungen haben Coronaproteste auf das Image des Landkreises? - Die Diskussion um die Aussagen von Vize-Landrat Udo Witschas bei Corona-Demo - Warum in Sachsen die Impfskepsis größer als anderswo ist Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Kritische Infrastruktur: Wie stark gefährdet Omikron Logistik und Lieferketten?
25-01-2022
Kritische Infrastruktur: Wie stark gefährdet Omikron Logistik und Lieferketten?
Damit Waren von einem Ort zum anderen kommen, also im Zweifel das Supermarktregal nicht leer bleibt, sind Menschen wie Andreas Hanitzsch täglich im Einsatz. Im CoronaCast bei Sächsische.de berichtet der Chef von rund 170 Berufskraftfahrern, wie sich die Corona-Pandemie bisher auf seine Branche ausgewirkt hat und wie ein Unternehmen von der Größe seiner Spedition überhaupt auf einen Personalengpass infolge eines möglichen Omikron-Ausbruchs reagieren kann. Die Spedition Hanitzsch, die ihren Standort in Kesselsdorf bei Dresden hat, zählt zu den größeren Logistikunternehmen in Sachsen. Europaweit sind Hanitzschs Fahrer unterwegs, transportieren Produktionsgüter oder beliefern Handelsriesen. Immer exakt auf Termin, um die meist eng getakteten Lieferketten aufrecht zu erhalten. Ein hoher Krankenstand unter seinen Angestellten oder generell in der Logistik-Branche hätte Folgen für die Allgemeinheit. Klar also, dass in Zeiten von Corona auch Berufskraftfahrer zur "kritischen Infrastruktur" zählen. Hanitzsch sei sich dieser Verantwortung bewusst. Die aktuell nur schwer kalkulierbare Corona-Lage bereite ihm daher Sorgen. "Es ist unheimlich kritisch, wie es sich jetzt gerade in anderen Bundesländern zuspitzt." Aus Gesprächen mit anderen Spediteuren wisse er, dass die Situation in Sachsen aber momentan noch entspannt sei. Das Problem sei, so Hanitzsch, dass man nicht genau wisse, wann und ob sich eine hohe Welle auch im Freistaat aufbaut. "Um es mal plastisch zu erklären: Ein durch Corona bedingter Ausfall ist mit dem zu Ferien- oder Urlaubszeiten vergleichbar." Jedoch könne man für diese Phasen ziemlich exakt auf personelle Engpässe reagieren. "In der Pandemie ist es jedoch so, dass keiner genau sagen kann, wann man Ersatzpersonal wirklich zum Einsatz bringen muss." Ewig vorhalten, so der Spediteur weiter, könne man eine solche auf Kompensation ausgerichtete Struktur aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Was könnte der Transportbranche aber helfen, um im Zweifel flexibel auf Ausfälle reagieren zu können? "Es gibt derzeit keine übergeordnete Koordinationsstelle, wie zum Beispiel einen Verband oder irgendjemanden, der Transporte organisiert", sagt Hanitzsch. In vorangegangenen Corona-Wellen sei so etwas schon mal angesprochen worden. "Doch soweit ich weiß, ist diese Idee nie weiter getrieben worden." Andererseits schätzt Hanitzsch einen möglichen Engpass infolge einer Infektionswelle als eher kurzfristigen Engpass ein. In seiner Branche beobachtet er ein langfristig größeres und im negativen Sinne auch nachhaltigeres Problem: "Der Berufsstand des Kraftfahrers bedarf dringend einer Aufwertung." Schon vor der Pandemie sei das so gewesen, doch Corona habe die Situation noch einmal verschärft. Hanitzsch beklagt, dass die Kraftfahrer oft schlicht vergessen oder ausgegrenzt worden seien. "Wir haben erlebt, dass plötzlich Raststätten ihre Toilettenanlagen gesperrt haben. Berufskraftfahrer hatten unterwegs schlicht keine Möglichkeit mehr, ihre Notdurft zu entrichten oder duschen zu gehen." Auch direkt an den Laderampen habe sich teilweise das Verhältnis zwischen Fahrern und Kunden abgekühlt. "Unternehmen haben für sich selbst Schutzmaßnahmen getroffen, ohne daran zu denken, dass es natürlich noch außerhalb des eigenen Betriebs jemanden gibt, der sie beliefert", erklärt Hanitzsch und wünscht sich, dass sich dieser Zustand rasch nachhaltig bessert. Außerdem Themen des Gesprächs: - Wie regional unterschiedliche Corona-Regeln die logistische Planung erschwert - Welche Waren am ehesten von Engpässen betroffen sind - Warum sich Hamsterkäufe trotz temporärer Engpässe nicht lohnen Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Wie will Freiberg wieder zur Ruhe finden, Herr Krüger?
21-01-2022
Wie will Freiberg wieder zur Ruhe finden, Herr Krüger?
In einem Punkt sind sich Städte wie Bautzen, Zwönitz oder Freiberg gleich: Sie sind mittelgroß und in der Pandemie jenseits der Großstädte irgendwie zu Brennpunkten des Protests gegen Corona-Maßnahmen geworden. Jedoch ist Freiberg zuletzt noch ein bisschen mehr als die anderen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Neben der allwöchentlichen Bilder von meist illegalen Montagsdemonstrationen hat zudem eine Debatte um einen fragwürdigen Völkermordvergleich von Vize-OB Holger Reuter (CDU) sowie ein Streit vor Gericht um eine Gegendarstellung für einen Zeitungsbericht der "Freien Presse" für Verwirrung gesorgt. Im CoronaCast bei Sächsische.de schildert Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger die Lage seiner Stadt - und wie sich die nach der Zuspitzung der vergangenen Wochen rasch wieder bessern soll. In Bezug auf die Zuspitzung von Protesten gegen Corona-Maßnahmen sagt Krüger, dass er die Entwicklung mit Sorge beobachte. "Die Ereignisse um die Montagsspaziergänge haben dazu geführt, dass gerade an Montagnachmittagen die Innenstadt weitgehend verwaist ist." Die Menschen würden den Weg in die Stadt scheuen, weil man nicht wissen könne, wie der Abend verlaufen werde. "Das schadet unseren Einzelhändlern, Gastronomen und bringt uns in der Situation nicht weiter", so Krüger. Dass die Proteste seit dieser Woche zumindest gemessen an der Teilnehmerzahl wieder legal stattfinden, begrüßt Krüger. Eine entsprechende Änderung der aktuell geltenden sächsischen Corona-Verordnung hat das möglich gemacht, weil in der gegenwärtigen Infektionslage die Obergrenze nicht mehr strikt bei 10, sondern bei 1.000 Teilnehmern liegt. Doch, nur weil die Demonstrationen jetzt in einen gesetzlichen Rahmen passen, ist für Krüger der Weg zu einer Befriedung der Lage in seiner Stadt noch nicht zu Ende. "Die große Herausforderung wird sein, die unterschiedlichen Meinungen, unsere Gesellschaft wieder zu einem gemeinsamen Wir für unsere Stadt zusammenzuführen." Um das zu erreichen, will Freiberg wie bereits im vergangenen Jahr wieder auf gemeinsame Gespräche setzen. Krüger kündigt für Ende Februar einen Bürgerdialog und sagt begründend: "Ich bin ich dafür angetreten, mit allen gesellschaftlichen Gruppen unserer Stadt zu sprechen, die das Grundgesetz anerkennen und damit die darin verankerten Rechte und Pflichten." Damit stellt Krüger auch klar, welchen Teil der Montagsdemonstranten er nicht zum "gemeinsamen Wir" zählt. "Mit Rechtsextremen, die nicht auf der Basis des Grundgesetzes stehen, lehne ich Gespräche ab." Den Anteil extremer Kräfte bei den Protesten hält Krüger für gering. Schließlich verweist Krüger aber auf die Szenen, die sich diese Woche bei einem Besuch von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in Frankenberg abspielten. "Was dort passiert ist, sollte etwas sein, was unserer Gesellschaft fremd ist. Jemanden nieder zu brüllen, bei allen unterschiedlichen Standpunkten." Wer für sich selbst Toleranz einfordere, müsse auch bereit sein, dem Gegenüber diese gleichen Rechte einzuräumen. Schlüssel zu mehr Vertrauen in einfacheren Regeln Um die Proteste nachhaltig zu befrieden, sieht Krüger neben Dialogangeboten zudem eine Vereinfachung sowie längere Gültigkeit bestehender Corona-Regeln als Notwendigkeit an. Um die Menschen beim nach wie vor wichtigen Thema Infektionsschutz nicht zu verlieren, fordert er mit Blick nach Dresden: "Wir brauchen einfache Lösungen, die auf eine Seite passen. 15 Regeln, die jeder verstehen kann, und die nicht nur für drei Wochen, sondern für Monate Bestand haben." Es gehe um Planbarkeit und verlässliche Aussichten. Krüger ist überzeugt davon, dass die Politik auf diese Weise verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen kann. Außerdem Themen des Gesprächs: - Wieso hat Freiberg gegen einen Artikel der "Freien Presse" übers Impfen geklagt? - Die Debatte um die Aussagen von Vize-OB Reuter - Wie soll die Kampagne "Wir lieben Freiberg" weiter entwickelt werden?
"Haltung zeigen" in Dresden: Wie geht es mit dem Protest gegen den Corona-Protest weiter?
13-01-2022
"Haltung zeigen" in Dresden: Wie geht es mit dem Protest gegen den Corona-Protest weiter?
Dresden. Auf den ersten Blick würde man nicht vermuten, dass ausgerechnet diese beiden sich gefunden haben, um eine gemeinsame Initiative zu gründen: Annalena Schmidt und Lutz Hoffmann. Sie, die eher grün- und linksorientierte. Und er, der CDU-Stadtbezirksbeirat in der Dresdner Altstadt. Doch ihre Aktion "Haltung zeigen" hat am vergangenen Samstag dafür gesorgt, dass rund 3.000 Menschen ein friedliches Zeichen gegen Corona-Proteste in Dresden gesetzt haben. Im CoronaCast bei Sächsische.de sprechen die beiden darüber, wie es dazu gekommen ist, was noch folgen soll - und wie entstandene Gräben in der Gesellschaft überwunden werden könnten. Mit einer Frage räumen beide gleich zu Beginn des Podcast-Gesprächs auf. Nämlich der, wieso augenscheinlich ausgerechnet sie sich zusammengetan hätten. "Unter Demokraten kann es hier einfach keine zwei Meinungen geben", sagt Hoffmann. Er und Annalena Schmidt würden sich schon länger kennen. Sie seien sich nicht immer einig. Doch Hoffmann betont: "Hier steht für mich klar die Sache im Vordergrund." Gemeint sind damit die wöchentlich immer wieder aufs Neue transportierten Bilder von Corona-Demonstrationen in Sachsen. Bei diesen gehe es längst nicht mehr um die Bedenken von Menschen, die lediglich eine andere Auffassung vom "richtigen Kurs" beim Bewältigen der mittlerweile zweijährigen Gesundheitskrise hätten, sondern um das offene Auftreten von Verschwörungsideologen und Rechtsextremen. "Ich habe inzwischen 150 Mal Pegida live gesehen, und mir auch gut 50 Corona-'Spaziergänge' beziehungsweise stationäre Kundgebungen am Altmarkt angeschaut", beschreibt Hoffmann seinen persönlichen Erfahrungsweg, der ihn kurz vor Weihnachten dazu geführt habe, per Twitter eine Nachricht an Annalena Schmidt zu schicken. "Wollen wir so etwas wie in Bautzen machen?" Dort hatte es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Bürgerinitiative analog zu "Haltung zeigen" gegeben. Die Idee sei schnell konkret geworden. Nachdem es auch einen Account bei Twitter gegeben habe, sei so etwas wie eine "Eigendynamik" entstanden, erinnert sich Schmidt. Hunderte Unterschriften binnen weniger Tage seien eingegangen. Auch dass sich fraktionsübergreifend alle Bürgermeister der Stadt Dresdens dem Anliegen angeschlossen hätten, sei fast von allein passiert. "Wir hatten den Eindruck, dass ganz viele Menschen, Institutionen und Personen in Dresden einfach nur darauf gewartet haben, dass so etwas passiert", sagt Schmidt. Dass sich nun am Wochenende mehrere Tausend Menschen dem Aufruf angeschlossen hätten, Kerzen vor der Frauenkirche abzustellen und friedlich ein Zeichen zu setzen, sehen sie als zusätzlichen Beleg dafür - und Anlass zum Weitermachen. Schmidt spricht nach dem großen Echo sogar von einer "Art Verpflichtung", die sie dafür spüre. Im Vordergrund stehe aber zunächst etwas anderes: "Wir wollen Haltung zeigen' nicht riesig aufblähen und keinen Verein oder ähnliches gründen, sondern mit dem Ohr an den Menschen arbeiten", so Schmidt. Ziel sei es deshalb zunächst die Website der Initiative zu einer Plattform für Information und Austausch aufzubauen. "Und dann wird es sicher das eine oder andere Mal die Möglichkeit geben, mit uns auch auf der Straße Haltung zu zeigen", so Schmidt. Weitere Themen des Gesprächs im CoronaCast - Wie ist es gelungen, so schnell die Politik in die Idee zu bekommen? - Wie ist insbesondere die Dresdner CDU mit dem Anliegen umgegangen? - Kann "Haltung zeigen" auch Brücken bauen? - Welche weiteren Formate - Proteste oder Gespräche - plante die Initiative? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Bis zu 300.000 Infektionen pro Tag - Mathematiker berechnet Omikron-Welle voraus
11-01-2022
Bis zu 300.000 Infektionen pro Tag - Mathematiker berechnet Omikron-Welle voraus
Sachsen ist vom Spitzenplatz in der Tabelle der Inzidenzen momentan weit entfernt. Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein haben die höchsten Inzidenzen. Sachsen liegt mit 279 sogar deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. "Doch auch hier wird Omikron bald für einen starken Anstieg sorgen", prognostiziert der Mathematiker und Modellierer Kristan Schneider im CoronaCast bei Sächsische.de. Schneider ist Professor an der Fakultät für Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida. Weltweit sind die Expertisen und Berechnungen seines eigentlich auf die Malariaforschung spezialisieren Teams gefragt. In der Corona-Pandemie haben sich ihre Prognosen für Infektionswellen im Nachhinein oft als zutreffend erwiesen. "Bei Omikron rechnen wir bundesweit in den nächsten Wochen schlimmstenfalls mit 200.000 bis 300.000 Neuansteckungen täglich." Lockerte man Maßnahmen weiter, so Schneider, könnte die Zahl noch größer werden. Der Forscher geht zudem davon aus, dass es bei dieser Größenordnung an täglich neuen Fällen nur schwer möglich sein werde, mit dem Durchführen und Auswerten von Tests nachzukommen. Dass sich die Welle bereits aufbaue, darauf hätten die Daten des Robert-Koch-Instituts bereits vor Weihnachten gedeutet. Dass man im Norden Deutschlands gegenwärtig eine stärkere Verbreitung von Omikron als in Sachsen sehe, habe verschiedene Gründe. "Einer ist, dass in Sachsen wegen einer vergleichsweise geringeren Impfquote zurzeit anteilig mehr Menschen unter kontaktbeschränkenden Maßnahmen leben müssen." Der Prognose des Mathematikers zufolge wirke dieser Effekt zwar bremsend, aber nicht verhindernd. "Wenn Omikron einmal in Sachsen dominierend sein wird, steigen auch hier die Zahlen." Was könnte die Entwicklung aufhalten? "Stoppen kann man die Omikron-Welle nicht. Man wird nur in der Lage sein, sie zu verzögern. Es geht jetzt darum, Zeit zu gewinnen." Und das, so Schneider, könnte man nur durch ein beibehalten einer Strategie erreichen, die auf Kontaktminimierung und Impfen setze ... Die Themen des Podcast-Gesprächs: - Wie hart wird Omikron Sachsen und Deutschland treffen? - Wieso das Schließen von Schulen in der Omikron-Welle vielleicht nötig wird - Warum Durchseuchungsszenarien gefährlich sind - Wie Corona-Modellrechnungen erstellt werden - Wie aussagekräftig sind eigentlich offizielle Corona-Zahlen in Deutschland? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Wieso ist der Protest in Bautzen so stark, Herr Ahrens?
06-01-2022
Wieso ist der Protest in Bautzen so stark, Herr Ahrens?
Der Protest gegen geltende Corona-Regeln stellt Politik und Sicherheitskräfte in Sachsen vor eine immer größer werdende Aufgabe. Wie geht man mit den Demonstrierenden um, die sich meist montags versammeln und deren Gewaltbereitschaft augenscheinlich steigt? Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) sagt im CoronaCast bei Sächsische.de: "Die vornehmste Aufgabe der Demokratie ist der Schutz von Minderheiten." Jedoch sehe er in den Protesten der vergangenen Wochen eine "rote Linie" deutlich überschritten. Angesprochen auf die am 27. Dezember eskalierte Montagsdemonstration spricht Ahrens von einer massiv empfundenen Empörung. "Wer mit sogenannten Polenböllern oder Flaschen gezielt auf Menschen wirft, nimmt nicht nur in Kauf, dass man sie verletzt, sondern beabsichtigt es." Bei der Demo waren zwölf Polizisten verletzt worden. Dass sich Menschen über Corona-Regeln beschwerten und diese auch als lästig empfinden würden, sei nachvollziehbar. Die Angriffe auf Einsatzkräfte seien allerdings "alarmierend", so Ahrens. Als "irritierend" empfindet der seit 2015 amtierende Oberbürgermeister, dass nach wie vor sich als "bürgerlich" wähnende Menschen in die Proteste einreihten. "Denn es ist ja bekannt, dass zum Beispiel rechtsextreme Gruppierungen oder Parteien wie die sogenannten 'Freien Sachsen', das Ganze massiv instrumentalisieren." Es könne ja mal passieren, dass man aus Versehen auf eine Demo gehe, wo solche Leute sich zeigten, schränkt Ahrens ein. "Jedoch ist es nun schon seit längerer Zeit so. Und da frage ich mich schon: Wie kann man sich bei so einem Thema wie Corona hinstellen und sagen: 'Es ist mir egal, dass ich da mit Nazis zusammen marschiere und protestiere und ihnen eine Bühne biete'?" Ähnlich äußerte sich Ahrens bereits unmittelbar in den Tagen nach dem 27. Dezember. In dem Podcast-Gespräch berichtet er nun, dass er daraufhin Dutzende Hassmails erhalten habe. "Darunter war auch eine Morddrohung. [...] Diese werde ich jetzt auch die Woche noch mal mit dem polizeilichen Staatsschutz besprechen." Trotz dieser Androhung von Gewalt hält es Ahrens nach wie vor für richtig, den Dialog mit Corona-Demonstranten nicht abreißen zu lassen. Nur auf diese Weise könne man Verunsicherung oder Ängste lösen. "Das Brückenbauen kann man im persönlichen Gespräch machen. Als klare Linie der der Politik ist es aber wichtig, dass man ein deutliches Zeichen setzt: Bis hierhin und nicht weiter." Außerdem Themen des Gesprächs: - Warum hat sich Bautzen erneut zu einem Brennpunkt von Protesten entwickelt? - Was steckt hinter Ahrens' Forderung nach einem Demonstrationsverbot? - Wie können Städte und Gemeinden ihre Kommunikation mit Bürgern verbessern? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Ski-Betrieb trotz Corona? Wie Oberwiesenthal das schaffen will
22-12-2021
Ski-Betrieb trotz Corona? Wie Oberwiesenthal das schaffen will
Kurz vor Weihnachten spitzt sich die Corona-Lage zu. Das politische Handeln auf Bundesebene sieht eine Verschärfung von Maßnahmen vor. Für Sachsen ändert sich formal zwar wenig, weil im Freistaat schon überwiegend jene Regeln gelten, die Bund und Länder bei ihrem Treffen am Dienstag vereinbart haben. Trotzdem könnte das Maßnahmenpaket Folgen haben. Beispielsweise für das Vorhaben Oberwiesenthals, die für den Ort elementar wichtige Ski-Saison doch noch irgendwie zu retten. Jens Benedict ist Bürgermeister der rund 2.500 Einwohner zählenden Stadt am Fichtelberg. "Ich mache mir trotzdem weiter Hoffnung, nicht noch einen 'Null-Winter' erleben zu müssen", sagt er im CoronaCast, dem Corona-Podcast von Sächsische.de. Der Ort hat Ende vergangener Woche durch die Veröffentlichung einer Video-Botschaft für größere Aufmerksamkeit in Sachsen gesorgt. In dem Clip sprechen Betreiber von Geschäften, Liften, Ausleihstationen, Restaurants und Hotels über ihre prekäre wirtschaftliche Situation. Auch Jens Weißflog, der frühere Weltklasse-Skispringer und jetzige Hotel-Betreiber, tritt in dem Video auf. Die aktuelle Situation sei ein massives Problem für die Stadt, wiederholt Bürgermeister Benedict im Podcast den mit dem Video verbundenen Appell, die vom Wintersport geprägte Region nicht zu vergessen. "Wir haben mit über 6.000 Gästebetten die drittgrößte Kapazität in Sachsen." Es gebe nur einen Unterschied zu den anderen zwei Städten, die vor Oberwiesenthal liegen. "Leipzig und Dresden, die haben noch andere Schwerpunkte in ihrer Finanzierung. Wir haben aber keinen anderen als den Tourismus", so Benedict. Bis November, rechnet der Bürgermeister vor, klaffe bereits eine Lücke von 1,5 Millionen Euro in der Stadtkasse. "90 Prozent unserer kommunalen Einnahmen erzielen wir durch Kurtaxe und mit allem, was mit Tourismus zusammenhängt." Das Video sei in der vergangenen Woche entstanden und versammele das gemeinsame Interesse der rund 200 Klein- bis Groß-Vermieter von Ferienwohnungen und Hotelzimmern sowie den vom Skigewerbe lebenden Betrieben des Ortes. "Und da ist es mir an der Stelle wichtig zu betonen: Wir leugnen nichts an der Corona-Situation [...] und sehen, dass Krankenhäuser überlastet sind." Ziel sei es aber, Ski-Betrieb und Beherbergungen unter 2G-Bedingungen zu ermöglichen - vergleichbar der Regeln im Einzelhandel oder anderen Bundesländern. Infolge der Video-Veröffentlichung habe Benedict Kontakt mit der Landesregierung gehabt. "Es sind ehrliche Gespräche geführt worden, bei denen nichts ins Blaue hinein versprochen wurde." Am Freitag sagte die für Kultur und Tourismus zuständige Staatsministerin Barbara Klepsch (CDU) noch: "Wir hoffen, dass wir ab dem 9. Januar in die Saison gehen können, wenn auch mit einem stufigen Verfahren und 2G-Regel." Zu diesem Zeitpunkt gab es den Bund-Länder-Beschluss noch nicht. Dessen ist sich auch Benedict im Klaren. "Wir können auch für 2G+ in Oberwiesenthal garantieren." Die Stadt wolle für alle Sicherheitsmaßnahmen selbst Sorge tragen und könnte neben den Kontrollen von Impfzertifikaten auch zusätzlich Testangebote vor Ort schaffen. "Wir haben dafür eine Firma engagiert und einen ehrenamtlichen Verein." Benedict will nicht um Hilfe bettelnd wirken, sondern als jemand, der etwas anzubieten hat. Dass sein Ort deshalb nun dafür sorgt, Impfangebote zu schaffen, sehe er als logische Konsequenz seiner Forderung nach 2G-Betrieb. "Im Rathaus haben wir eine eigene Impfterminvergabe gestartet." Am 23.12. und am 30.12. gebe es deshalb bei zwei Aktionen ein zusätzliches Impfangebot für die Bürger. Dass insbesondere im Erzgebirge beim Impfen noch Nachholbedarf bestehe, müsse man anerkennen. Sorgen bereite Benedict, die Art und Weise des Protests gegen Corona-Maßnahmen in seiner Region. "Das, was teilweise jetzt passiert, das ist für uns alle, die im Erzgebirge leben und die Region vermarkten, keine Hilfe, sondern im Gegenteil, das kann unseren Ruf schädigen."
Neue "Totimpfstoffe", Omikron, Labore am Limit: Wie ist die Lage, Herr Professor Dalpke?
14-12-2021
Neue "Totimpfstoffe", Omikron, Labore am Limit: Wie ist die Lage, Herr Professor Dalpke?
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit zwei neue Impfstoffe. Das Besondere an den Präparaten der US-Firma Novavax und des französischen Konzerns Valneva: Es handelt sich um Vakzine, die auf konventionelle Weise hergestellt werden. Nicht-Wissenschaftler bezeichnen die Präparate auch als "Totimpfstoffe" und sehen sie als Mittel, um bisher Unentschlossene zur Impfung zu bewegen. Im CoronaCast bei Sächsische.de erklärt der Dresdner Virologe Alexander Dalpke die Unterschiede zwischen den beiden neuen Impfstoffen und was sie von den bisher zugelassenen Präparaten abgrenzt. Außerdem blickt der Virologe voraus und ordnet die von der Omikron-Variante ausgehenden Gefahren ein. Eins ist Dalpke, der an der TU Dresden das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie leitet, immer wichtig: die Dinge wissenschaftlich korrekt einzuordnen. "Und da fängt es beim Begriff an", sagt er. Das Wort "Totimpfstoff" könne man tatsächlich nur in Anführungszeichen verwenden, um die beiden neuen von Novavax und Valneva von den bisher zugelassenen mRNA-Impfstoffen zu unterscheiden. "Formal sind das alles tote Impfstoffe, weil darin jeweils vermehrungsfähige Viren fehlen." Bei Valneva und Novavax, das noch im Dezember zugelassen werden könnte, handele es sich fachlich richtig ausgedrückt demnach um "proteinbasierte Impfstoffe". Doch diese beiden haben untereinander auch Verschiedenheiten. Hier eine Kurzfassung der Erläuterungen des Virologen: Valneva: Bei diesem Impfstoff wird im Labor das Virus künstlich angezüchtet und in einem chemischen Verfahren deaktiviert. Anschließend wird es einem Wirkverstärker, einem sogenannten Adjuvant, versehen und verimpft. Klinische Studien zur Wirksamkeit fehlen noch. Allerdings sei beobachtet worden, dass über 95 Prozent der Probanden nach einer Impfung Antikörper bildeten. "Das ist per se erst mal eine gute Aussage." Novavax: "Dieser Impfstoff funktioniert etwas anders", erklärt Dalpke. Dabei werde das Spike-Protein - also das Protein, das verantwortlich für das Eindringen des Coronavirus in den menschlichen Körper ist - gezielt in einer Zellkultur nachgebildet. "In einem speziellen Verfahren wird das gewonnene Protein gereinigt und anschließend ebenfalls mit einem Impfstoffverstärker gespritzt". Im Gegensatz zu dem Präparat von Valneva gebe es für diesen Impfstoff klinische Daten. "Es gibt eine Studie aus Großbritannien, die zeigt eine Wirksamkeit von 89,7 Prozent gegen symptomatische Infektionen und von fast 100 Prozent gegen schwere Verläufe." Und sollten bisher Unentschlossene nun tatsächlich warten, bis einer der beiden neuen Impfstoffe in Europa zugelassen wird? "Eigentlich lohnt es sich nicht. Viel wichtiger wäre jetzt, sich impfen zu lassen", sagt Dalpke und verweist auf die nach wie vor rollende Delta-Wella und die schon millionenfach verimpften wie erprobten bisher zugelassenen Präparate. "Aber", schränkt er ein, "wenn trotz wissenschaftlicher Einordnungen weiterhin bei Menschen größere Ängste entgegenstehen, dann ist es natürlich immer noch besser, sich später mit einem der jetzt in Zulassung befindlichen Impfstoffe impfen zu lassen, als es gar nicht zu tun." Wie viele Impfungen nötig sein werden, um einen ausreichend hohen Impfschutz zu erlangen, sei noch nicht klar. "Nach meinem Kenntnisstand werden auch zumeist zwei Impfdosen notwendig sein." Dalpke geht aber davon aus, dass auch bei den neuen Impfstoffen eine dritte Dosis zum Erreichen einer vollständigen Schutzwirkung erforderlich sein könnte. Genaueres müssten nun Studien zeigen. Außerdem Inhalte des Gesprächs: Warum Omikron ansteckender aber offenbar nicht gefährlicher sein könnte Die Inzidenz ist rückläufig: Sehen wir ein Abebben der Welle? Diskussion zur vierten Impfung läuft: Müssen wir uns bald wirklich ständig impfen?
So lief die Recherche in der Telegram-Gruppe "Dresden Offlinevernetzung"
10-12-2021
So lief die Recherche in der Telegram-Gruppe "Dresden Offlinevernetzung"
Die Investigativ-Journalisten Arndt Ginzel und Henrik Merker haben in dieser Woche offengelegt, wohin das Verbreiten von Hass und Desinformation führen kann. In einem Bericht für das ZDF-Magazin Frontal berichten sie darüber, wie sich die Kommunikation in einer Telegramgruppe aus dem virtuellen Raum in die Realität verlagert hat. Im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de, berichten die Journalisten von ihrem Erleben während einer verdeckten Recherche. "Um ehrlich zu sein, war es Beifang", sagt Merker. Er sei beim Suchen nach bestimmten Schlagworten wie etwa "Waffe" auf die Telegramgruppe mit dem Namen "Dresden Offlinevernetzung" gestoßen. "Im Grunde hätte das jeder finden können, weil die Gruppe öffentlich gewesen ist." Schließlich sei den Reportern schnell deutlich geworden, dass die Mitglieder der Gruppe bestehende Corona-Maßnahmen nicht nur kritisieren, sondern in politisch Handelnden die Köpfe einer "Corona-Diktatur" sehen. In Beiträgen sei davon gesprochen worden, sich bewaffnet zu haben, berichten die Reporter und berufen sich auf dokumentierte Audio-Mitschnitte. Die Gewaltphantasien gipfeln bekanntlich in Morddrohungen gegen Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, die inzwischen Ermittlungen des LKA zur Folge haben. Drohungen, rohe Sprache und Ankündigungen von Gewalt sind vor allem auf dem Nachrichtendienst Telegram keine Seltenheit. Eine neue Dimension sehen Ginzel und Merker aber darin, dass sich Menschen, die sich in großer Zahl in einer Chatgruppe organisiert hatten, nun auch real zu treffen schienen. "Wir wollten herausfinden, ob es diese Zusammenkünfte wirklich gibt und was dabei genau besprochen wird." Nach ein paar Wochen Beobachtung sei schnell klar geworden, dass sich die Telegramgruppe von anderen unterscheide. Den Erkenntnissen der Journalisten zufolge hatten bis zu jenem Treffen am vergangenen Wochenende, von dem auch Bilder in dem ZDF-Bericht zu sehen waren, bereits mindestens sieben weitere vorher stattgefunden. "Bei diesen Treffen ging es nicht darum, um darüber zu reden, wie man ein Auto repariert, sondern explizit darum, wie man einen Ministerpräsidenten umbringt." Die Reporter berichten auch von der Situation, als sie die Teilnehmer dieses konspirativen Treffens aufsuchten und mit deren Aussagen konfrontierten. "Man hat gespürt, dass sie über unser Erscheinen erschrocken waren", sagt Ginzel. Und das, obwohl sämtliche Kommunikation öffentlich einsehbar gewesen sei. Viel sei bei dem Treffen von den Teilnehmern nicht zu erfahren gewesen. Um ein Bild davon zu bekommen, was diese Menschen antreibe, würden jedoch deren Chats auf Telegram schon Hinweise geben. "Man hat den Eindruck, dass einige von ihnen wirklich glauben, was sie dort sagen. Man weiß zeitweise gar nicht, was dringender wäre: das Einschreiten der Ermittlungsbehörden oder weil es schon pathologisch erscheint, dass sie ärztliche Behandlung brauchen." Es sei beängstigend, wie entschlossen und tief einige Mitglieder der Gruppe in einem von Missinformation geprägten Gedankengebäude festhingen. Infolge der Veröffentlichung des ZDF-Beitrages der beiden Reporter hat die Debatte um eine stärkere Regulierung des Nachrichtendienstes Telegram Fahrt aufgenommen. Ministerpräsident Kretschmer sagte in einem Interview der "Welt", dass die Betreiber der Plattform eine Verantwortung hätten, der sie nicht gerecht werden würden. Er wie auch die übrigen Regierungschefs der Länder fordern nun eine Regulierung auf Grundlage des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes. Ginzel und Merker halten ein staatliches Eingreifen bis hin zum Blockieren von Telegram jedoch für den falschen Weg. Zwar könnten Ermittler mit mehr Rechten ausgestattet werden, um Chats zu verfolgen. Einen größeren Erfolg, glauben sie, könnte aber das Entgegensetzen von Fakten bringen. "Das könnte eine zukünftige Aufgabe klassischer Medien sein. Auf Telegram, also dort, wo sich diese Menschen aufhalten."
Verlegung von Intensivpatienten: Das läuft ab, wenn das Kleeblatt-Konzept greift
09-12-2021
Verlegung von Intensivpatienten: Das läuft ab, wenn das Kleeblatt-Konzept greift
"Szenen wie im Kriegsgebiet" schreibt SZ-Reporter Tobias Wolf vergangene Woche Mittwoch über einen Artikel bei Sächsische.de. Wolf hatte zuvor die Verlegung von sechs Corona-Intensivpatienten aus Sachsen nach Nordrhein-Westfalen beobachtet. Im Podcast "CoronaCast" schildert der Journalist seine Erlebnisse und berichtet von den enormen Aufwänden, die hinter einer solchen Mission stecken. Als am 1. Dezember auf dem Dresdner Flughafen eine Bundeswehr-Maschine vom Typ A310 MedEvac landet, um die schwer erkrankten Covid-19-Patienten auszufliegen, seien schon mindestens zwei Tage lang Ärzte und medizinisches Personal mit der Planung beschäftigt gewesen. "Die große Herausforderung war es, die sechs Patienten zur gleichen Zeit an den Airport zu bringen. Da durfte nichts schiefgehen beim Gelingen dieses logistischen Meisterstücks", erzählt Wolf. Die Patienten lagen auf Intensivstationen in Krankenhäusern von Dresden, Meißen und Pirna. Über das Kleeblatt-System war die Verteilung der Menschen angemeldet worden. Schließlich meldeten Häuser in Bonn, Bochum, Marl und Köln, wo das Flugzeug auch hin folg, freie Kapazitäten. Das sogenannte Kleeblatt-Konzept wurde unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 entwickelt. Es soll sicherstellen, dass es in einzelnen Bundesländern keine Engpässe bei der intensivmedizinischen Behandlung entstehen. Dafür sollen Patienten innerhalb eines Zusammenschlusses mehrerer Bundesländer oder teils auch nur eines Bundeslandes verlegt werden können. Das bundesweite Kleeblatt wurde aktiviert, da die Intensivstationen auch in Sachsens Nachbarländern überlastet sind. Die sechs Corona-Patienten, die in dem Luftwaffenflugzeug transportiert wurden, zählen zu den 31 bisher aus Sachsen ausgeflogenen Patienten. Mit Stand vom 9. Dezember liegen in Sachsen 567 Patienten auf Intensivplätzen. Wie wird dabei entschieden, für wen ein Transport infrage kommt? "Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Das Alter, der allgemeine Zustand und der Grad der Robustheit eines Patienten", erklärt Wolf. Man müsse immer bedenken, dass es jenen, die transportiert würden, sehr schlecht gehe. "Die Menschen sind beatmungspflichtig. Da darf in der Verlegungskette, zu der auch Transporte auf der Straße gehören, nichts dazwischenkommen." Peter Spieth, Leiter der Corona-Intensivstation an der Uniklinik Dresden, ergänzt: "Wir transportieren ja nicht nur den Patienten, sondern auch den ganzen Intensiv-Behandlungsplan. Also alle zugehörigen Überwachungsgeräte und die Medikamente, die kontinuierlich laufen müssen." Außerdem sagt der Mediziner, dass jeder Transport zustimmungspflichtig sei. "Diese Aufgabe müssen in der Regel die Angehörigen übernehmen." Für Ärzte und Angehörige sei das gleichermaßen schwierig. "Es ist ein großes Zugeständnis der Angehörigen. Weil der Patient selber hat ja meistens keinen direkten Vorteil davon. Aber es ist eben ein großer Nutzen für die Allgemeinheit, da durch die Verlegung dringend benötigte Intensivbetten in der Region frei werden" Wieso sich Sachsen in seiner momentanen Lage befinde, führt Wolf zum Teil auf die hohe Impfskepsis zurück. "Der Großteil der sechs verlegten Patienten war unseren Informationen nach nicht geimpft." Noch mehr sieht der Reporter, der seit vielen Jahren in Sachsen ein gesellschaftliches Auseinanderdriften wahrnimmt, aber ein anderes Problem als ursächlich an. "Es gelingt uns einfach nicht mehr ausreichend, eine gemeinsame Wahrheit zu entwickeln." Das Misstrauen in Medien, Institutionen und die Politik gehe in einigen Kreisen so weit, dass selbst Bilder wie die von Krankentransporten infrage gestellt würden. "Solange es diese Abgrenzung gibt, wird es schwer, die Risse in der Gesellschaft wieder zu kitten." Außerdem Themen des Gesprächs: - Rekonstruktion: Detaillierter Ablauf der Verlegungsmission vom 1. Dezember - Was ist das Besondere an dem Luftwaffenjet? - Wie viel kostet eine Verlegung?
Düstere Corona-Prognosen: Wie viel Platz müssen Sachsens Kliniken noch schaffen?
01-12-2021
Düstere Corona-Prognosen: Wie viel Platz müssen Sachsens Kliniken noch schaffen?
Spitzt sich die Lage weiter zu, stagnieren die Infektionszahlen oder gehen sie tatsächlich ein wenig zurück? Aktuell ist es schwierig, ein genaues Bild vom Infektionsgeschehen in Sachsen zu bekommen. Verlässliche Daten liefert jedoch ein Prognosesystem der Kliniken, das zumindest ein "Fahren auf Sicht" ermöglicht. Im CoronaCast bei Sächsische.de erklärt Professor Jochen Schmitt vom Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung an der Uniklinik Dresden das an seinem Institut entwickelte Instrument - und was es für die kommenden 14 Tage vorhersagt. Mit dem sogenannten "Dispense Tool", wie das Prognoseinstrument heißt, sei in Sachsen bei aller Dramatik der Pandemie ein großer Fortschritt in der Gesundheitsversorgung gelungen. Schmitt schildert, was ausschlaggebend für die Entwicklung jenes Instruments gewesen ist, das es heute ermöglicht, im gesamten Freistaat jedes einzelne Klinikbett hinsichtlich der erforderlichen Versorgungslage von Covid-Patienten im Voraus zu planen. Das Prognosesystem gehe auf die Anfänge der Pandemie im März 2020 zurück. "Wir haben damals in anderen Ländern erschreckende Bilder gesehen. Patienten, die beatmet werden mussten, konnten einfach nicht versorgt werden." Schmitt sagt, es sei sofort klar gewesen, dass es ein regional übergreifendes System zur Steuerung von Patienten brauche, um lokale Überlastungen zu verhindern. Oder anders: Damit immer klar ist, wo noch ein Bett frei ist - und für wie lange. Mit den Patientendaten, die alle sächsischen Kliniken in das Tool eingeben, könnten die drei Leitstellen, also die Uniklinik Dresden und Leipzig sowie das Klinikum Chemnitz, immer mit sieben bis 14 Tagen Vorlauf für ihre Cluster die notwendigen Kapazitäten einsehen. "Seit September sehen wir in dem Tool sachsenweit ein exponentielles Wachstum", so Schmitt. Die Zahl der Patienten habe sich teils wochenweise verdoppelt. Aktuell sind an diesem Mittwoch 2.083 Betten auf Normalstationen mit Covid-Patienten belegt, 586 auf Intensivstationen. Die Belegung liegt jetzt weit jenseits der vormals als Vorwarn- bzw. Überlastungsstufe definierten Werte. Und sie werden weiter steigen, sagt Schmitt beim Blick auf die aktuelle Vorhersage. "Bei den Intensivstationen benötigen wir rund 600 Betten in einer Woche und 690 in zwei." Die aktuelle Kapazität liegt derzeit bei 615 Betten. Bis Mitte Dezember, so Schmitt, müssten in den Kliniken jetzt 90 Intensivplätze geschaffen werden. Bei den Normalstationen sieht es ähnlich aus: "Wir haben berechnet, dass wir in einer Woche 2.250 und in zwei Wochen 2.520 Betten brauchen." Verfügbar sind, Stand heute: 2.347 Betten. Irgendwoher müssen nun also rund 200 Betten kommen. "Es ist eine große Aufgabe, diese Betten jetzt frei zu kriegen und vor allem auch dafür Personal sowie Ärztinnen und Ärzten aus überwiegend fachfremden Bereichen auf die Covid-Versorgung umzustellen", so Schmitt. Dass bei dieser voll auf Corona ausgerichteten Versorgung die allgemeine Gesundheitsversorgung leide, sei unumgänglich. "Und es ist schwer, es Patienten, die lange auf Operationen gewartet haben, das jetzt zu erklären." Damit sich an der Lage etwas nachhaltig ändern könne, hält Schmitt drastische Maßnahmen für unausweichlich. "Mindestens flächendeckend 2G und zusätzliches Testen", so der Wissenschaftler, könnten einen Effekt bringen. Eine Vorhersage, wie sich die Situation an den Kliniken bis Weihnachten oder Jahresende entwickelt, könne er nicht geben. "Aber es dürfte klar sein, dass wir das jetzt nicht exponentiell weiterlaufen lassen können." Außerdem Themen des Podcastgesprächs: - Wie nutzt Sachsens Regierung die Prognosen der TU Dresden? - Wird das sächsische Prognosesystem bundesweit beispielhaft für Kliniken? - Wie viele Patienten müssen noch aus Sachsen in andere Länder geflogen werden? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Corona-Kontrollen und Proteste - Sachsens Polizei im Pandemie-Modus
26-11-2021
Corona-Kontrollen und Proteste - Sachsens Polizei im Pandemie-Modus
Sachsens Corona-Schutzverordnung sieht für die Durchsetzung der derzeit geltenden Regeln strenge Kontrollen vor. Auftrag und Erwartungshaltung an Ordnungsbehörden und Polizei sind also klar. "Aber es ist natürlich nicht ganz so einfach, das zu stemmen", berichtet Thomas Geithner, Sprecher der Polizeidirektion Dresden, im CoronaCast bei Sächsische.de. Die aktuelle Lage mache jedoch deutlich, dass es dringenden Bedarf für Kontrollen gebe. Im Schnitt seien 50 Beamte täglich für gemeinsame Kontrolleinsätze mit Kräften der Ordnungsämter vorgesehen. "Weil die Infektionszahlen aber nun einmal so sind, wie sie sind, haben wir diese Woche aufgestockt mit eigenen Kontrollen." Seit Formieren der Kontrollteams vor rund zwei Wochen seien Geithner zufolge im Bereich der Polizeidirektion Dresden, die für die Landeshauptstadt sowie die Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zuständig ist, reichlich 260 Orte besucht worden. Kontrolliert wurden im Einzelhandel und Gastronomie vornehmlich die 2G-Regel sowie in Straßenbahnen und Bussen 3G und die FFP2-Maskenpflicht. "Als Fazit muss man sagen, dass sich tatsächlich die meisten an die Regeln halten", so Geithner. Es gebe knapp 30 eingeleitete Bußgeldverfahren, rund 20 Mal seien Verwarngelder fällig geworden. "Größtenteils gibt es im ÖPNV mündliche Verwarnungen. Da sind wir so in einem Bereich von 250 Ermahnungen etwa." Die Zahlen würden zunächst nicht gravierend erscheinen, meint Geithner. Allerdings würden die Kontrollen stichprobenartig erfolgen und damit oft nur Momentaufnahmen sein. "Ich fahre täglich selber auch mit der Bahn hin und zurück auf Arbeit. Da erkenne ich schon, dass der Anteil derer, die eine falsche Maske tragen oder sie 'auf halb acht' hängt, schon noch hoch ist." Jedoch sollte klar sein, dass es keine flächendeckenden Kontrollen zu jeder Zeit geben könne. Die Kontrollen seien aber deshalb wichtig, weil sie einen Großteil der Menschen veranlasse, das Verhalten den Regeln anzupassen. Es sei bei den Corona-Kontrollen wie im Straßenverkehr, erläutert Geithner die Strategie der Polizei. "Man kommt beim zu schnellen Fahren oft ungestraft durch, weil nicht überall einen Blitzer steht, in den man fahren kann. Aber wenn es passiert, dann tut's weh. Und dann wird man im Regelfall die nächste Zeit seinen Fahrstil anpassen." Und wie reagieren Menschen, die bei Verstößen erwischt werden? "Recht unterschiedlich", so Geithner. Zum Großteil herrsche Verständnis. Dass Menschen komplett dicht machten bei Kontrollen oder es zu Tätlichkeiten komme, sei selten. Eine Art der Reaktion stimme den Polizisten jedoch verwundert. Es gebe auch Menschen, die seien noch immer überrascht, wenn sie auf die geltenden Regeln angesprochen würden. "Das fällt mir schwer, das zu verstehen. Es wird medial und überall thematisiert, welche Maske man tragen muss. Dass das an einem vorbeigehen kann, leuchtet mir nur schwer ein." Außerdem Themen dieses Podcast-Gesprächs: - Rolle der Polizei bei Demos - insbesondere spontanen und nicht angezeigten - Corona-Fälle und Quarantäne: Wie hart die vierte Welle die Polizei wirklich trifft - Wie läuft die Impfkampagne in den Reihen der Polizei? Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.
Stehen Ärzte in Sachsen jetzt vor Triage-Entscheidungen?
25-11-2021
Stehen Ärzte in Sachsen jetzt vor Triage-Entscheidungen?
Dresden. Der Präsident der Landesärztekammer Sachsen rechnet mit einer weiteren Zuspitzung der ohnehin bereits dramatischen Lage an den Kliniken im Freistaat. "Wir rechnen damit, dass in einzelnen Kliniken nächste Woche der Fall eintreten wird, dass Triage-Entscheidungen getroffen werden müssen", sagt Erik Bodendieck im CoronaCast bei Sächsische.de. Bodendieck verweist auf Anfragen einzelner Kliniken, die sich zur Abstimmung für das medizinisch heikle Thema an die Landesärztekammer gewendet hätten. Trotz der vorübergehenden Möglichkeit des Verlegens in andere Bundesländer seien vielerorts die Kapazitäten in absehbarer Zeit erschöpft. Inzwischen sei die Lage so weit fortgeschritten, dass sachsenweit in Krankenhäusern Triage-Pläne besprochen werden müssten. Die Landesärztekammer habe deshalb für diesen Donnerstag die ärztlichen Direktoren der Kliniken sowie den Ärztekammer-Vorsitzenden des Arbeitskreises Ethik und einen Juristen zu einer Videokonferenz eingeladen. Ziel sei es, Triage-Regeln zu finden, damit Mediziner bei schwierigen Fragen nicht allein gelassen würden. Bodendieck betont, ihm sei die Tragweite des Triage-Begriffs bewusst, und schränkt ein: "Es geht immer um die Einzelfallentscheidung." Es gebe keine Muster, die auf bestimmte Patientengruppen immer gleich angewendet werden könnten. "Das wäre Diskriminierung", so der Kammerpräsident. Wenn Ärzte die Überlebenschancen ihrer Patienten gegeneinander abwägen müssten, spielten weder Alter, Herkunft, sozialer Status oder die Krankenversicherung eine Rolle. "Auch die politische Gesinnung oder der Impfstatus nicht." Um die Überlastungssituation an den Kliniken wieder zu lösen, fordert Bodendieck von der Politik eine weitere Verschärfung. "Die aktuellen Maßnahmen greifen zu kurz, um das Gesundheitssystem wirklich zu entlasten." Der Kammerpräsident hält ein weiteres Reduzieren von Kontakten für notwendig, um die Welle brechen zu können. Zu dieser Überzeugung scheint inzwischen auch Sachsens Regierung gekommen zu sein. Am Mittwoch sprach Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im CoronaCast bei Sächsische.de auch über einen Lockdown. Am Donnerstag legte Gesundheitsministerin Petra Köpping nach: "Ich sehe im Moment keine andere Variante", sagte sie bei einer Pressekonferenz in Dresden. Außerdem Thema im Podcast-Gespräch mit Erik Bodendieck: - Was das Problem beim Impfen in Sachsen ist - Sollten jetzt auch Apotheken beim Impfen mitmachen? - Wieso der Ärztekammerpräsident eine Impfpflicht für bestimmte Berufgruppen ungerecht empfindet Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.