Nov 26 2023
#110 Raphaela Scharf: Was kommt nach #MeToo?
„Ich war eigentlich da schon angewidert, denn es ging viel um mein Äußeres und es war klar, dass Wolfgang Fellner ein Machtmensch ist, einer, der alles bestimmt“, erinnert sich die Journalistin zurück. Das war 2019, bei ihrem Vorstellungsgespräch. Vier Jahre später, im Frühling 2023, waren dann alle gerichtlichen Belange erledigt. Scharf klagte Wolfgang Fellner und gewann bzw. verglich sich. Es ging um Machtmissbrauch und es ging um sexuelle Belästigung. Dass sie überhaupt klagen konnte, hatte sie ihrer Rechtsschutzversicherung zu verdanken, dass ihr geglaubt wurde, ihrer peniblen Dokumentation von Chats und einer Art Zufall, denn ein entscheidendes Tondokument hatte ein Kollege in der Regie erstellt. Er hatte den Ton mitlaufen lassen, während Fellner die noch voll verkabelte Scharf in seinem Büro "zur Sau gemacht hat" (Scharf). Wie es zu all dem kam, was im Prozess passiert ist, wie es ihr psychisch und danach auch beruflich im sehr kleinen österreichischen Medien-Arbeitsmarkt ging, das habe ich mit ihr besprochen.Und auch, wie es konstruktiv nach diesem Trauma weitergehen kann. Scharf, und auch andere betroffene Journalistinnen, haben sich in den letzten Monaten viele Gedanken gemacht, welche Strukturen Frauen helfen könnten, und sind zu einem Ergebnis gekommen. Es soll eine Vertrauensstelle geben, die weiterhilft. Und ein erster Schritt dahin ist bereits gesetzt, der Verein „Columna V“ hat sich gegründet, Scharf ist die Vorstandsvorsitzende. Eine bereits durchgeführte Online-Umfrage zeigte, dass es sich bei diesem Thema nicht um ein spezielles „Fellner-Problem“ handelt, mehr als 220 Frauen schilderten darin ihre Erlebnisse.