In der heutigen Episode beschäftigen wir uns mit einem Aufsatz des deutsch-schweizer Psychiaters und Philosophen Karl Jaspers. 1883 in Oldenburg geboren trug Jaspers mit seinem Schaffen als Arzt maßgeblich zur Entwicklung der wissenschaftlichen Psychiatrie bei.
Er zählt zu den bekanntesten/herausragenden Vertretern der Existenzphilosophie, stand in regem Austausch mit Martin Heidegger und Hannah Arendt und hatte bis zu seinem Tod 1969 mit seinen kritischen Texten großen Einfluss auf den politischen Diskurs im Deutschland der Nachkriegszeit.
Grundlage unserer Diskussion ist ein 1983 von seinem Assistenten und Nachlassverwalter, dem Schweizer Philosophen Hans Saner, herausgegebener Aufsatz mit dem schlichten Titel „Einsamkeit“ (welcher sich vermutlich auf die Jahre 1915-1916 zurückdatieren lässt).
In diesem Text bestimmt Jaspers Einsamkeit als ein grundlegendes Phänomen des Menschseins. Das Individuum befindet sich in einer unvermeidbaren und unendlichen dialektischen Bewegung.
Diese setzt sich aus einer Lust zur Individualität, die zu einem Drang in die Einsamkeit führt und einem Leiden an Individualität, das den Menschen aus der Einsamkeit drängen lässt zusammen.
Einen Weg aus der Einsamkeit sieht Jaspers in gelingender Kommunikation, die für ihn besteht, wenn zwei Menschen sich verstehen. Dies geschieht in der Sphäre der Liebe, als eine Beziehung auf gleichem Niveau, einer Beziehung ohne Machtungleichheit. Dort kommt es zu einer Aufhebung der Einsamkeit ohne die Vernichtung der jeweils eigenen Individualität. Allerdings betont Jaspers, dass auch eine solche Beziehung nur in Momenten bestehet und immer neuer Anläufe bedarf. Jaspers warnt vor den Irrwegen von versuchter Kommunikation in Verhältnissen des Machtungleichgewichts, sowie falschen Vorstellungen von Liebe und deren Auswirkungen auf Menschen, die versuchen zu Kommunizieren.
Viel Vergnügen mit der heutigen Folge!
TRUE LOVE
Linn Schütze, Leonie Bartsch & Auf Ex Production