Männer und Frauen: eine beliebig verwirrende Geschichte, schon in Joseph Haydns 18. Jahrhundert, und heute erst recht. In München haben gottlob einstweilen die jungen Frauen in L’Infedeltà delusa die Nase vorn. Die Geschichte ist ein typischer Opera buffa-Stoff: Nannis Vater Felippo hat einen reichen Mann für seine Tochter Sandrina erkoren. Sinn und Zweck der Ehe ist alles, nur eben nicht ihre Selbstbestimmung oder gar Selbstverwirklichung. Aber hier zum Glück mitnichten! Sandrina hat sich nämlich bereits verliebt. Und zwar in eine junge Frau. Denn es wird in der Münchner Inszenierung Zeit für soziale Grenzüberschreitungen. Regisseurin Marie-Eve Signeyrole knöpft sich die patriarchale Grundstruktur der Oper vor und besetzte Nanni, das Objekt der Begierde Sandrinas, in eine Frau um. Aus einem Bass wird ein Mezzosopran, die Liebe der Sandrina damit eine lesbische. So wird aus der Coming of Age- obendrein eine Coming Out-Tragödie in einem Mädcheninternet der 1950er. Es ist ein Blick in das männliche und heteronormativ dominierte Korsett unserer Vergangenheit und mitunter Gegenwart. Happy End: Leider Fehlanzeige.
Autor und Sprecher: Holger Noltze
Sprecherin: Marie-Eve Signeyrole
Sprecherin: Cathrin Störmer
Schnitt: Sven Eckhoff
Betreuung: Anna Bleib
Dramaturgie und Projektleitung: Christopher Warmuth