F.A.Z. Digitalwirtschaft

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Im Podcast "F.A.Z. Digitalwirtschaft" (früher FAZ D:ECONOMY) sprechen die Redakteure der FAZ über neue Entwicklungen in der digitalen Wirtschaft, in der Industrie 4.0 - und in der Technik. Wir diskutieren miteinander und auch mit Gästen – dabei ordnen wir die aktuellen Themen rund um Digitalisierung und Technologie ein. Dabei geht es nicht nur um Bits und Bytes, sondern auch um einen größeren gesellschaftlichen Kontext. Zur App für iOS und Android: https://app.adjust.com/8sasetq_gxy4985 Mehr erfahren: https://fazdigitec.de read less
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Historisches Urteil in Luxemburg
13-09-2024
Historisches Urteil in Luxemburg
Die EU-Verbraucherschutzorganisation BEUC nannte das Google-Urteil eine „bahnbrechende Entscheidung zu Gunsten der Verbraucher“: In den Wettbewerbsfällen um die Steuervorteile für Apple in Irland und um Google Shopping hat die EU-Kommission vor Gericht gewonnen – ohne jede Einschränkung. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg hat der europäischen Wettbewerbsbehörde in letzter Instanz recht gegeben und Entscheidungen gegen die beiden Digitalkonzerne damit bestätigt. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager kann zufrieden sein. Beide Fälle gelten als die wichtigsten auf den betreffenden Teilfeldern des EU-Wettbewerbsrechts, also zum Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung (Google Shopping) und dem Beihilfenrecht in Steuerfragen (Apple) während der zehnjährigen Amtszeit Vestagers. Mit unserem Brüsseler Korrespondenten Werner Mussler reden wir über den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung – und was dies für die Wettbewerbsfähigkeit der EU bedeuten könnte. Denn um die ist es nicht gut bestellt: Mario Draghi, der Beauftragte der EU-Kommission für Wettbewerbsfähigkeit, hat es gerade erst schriftlich festgehalten. Die EU befinde sich wieder im wirtschaftlichen Krisenmodus, ja im „langsamen Todeskampf“, sagt der Italiener. Die Produktivitätslücke zu Amerika sei zu groß, der Anteil an öffentlichen und privaten Investitionen zu gering, die Alterung bedrohlich, der technologische Rückstand gegenüber einem größeren Teil der Welt wachse.
Ist der KI-Hype an der Börse vorbei?
30-08-2024
Ist der KI-Hype an der Börse vorbei?
Der amerikanische KI-Konzern Nvidia ist so etwas wie der Börsenstar der vergangenen Jahre. Sein Aktienkurs stieg in atemberaubendem Tempo, alleine im vergangenen Jahr 2023 erhöhte sich die Marktkapitalisierung um 2 Billionen Dollar. Verglichen mit dem Jahresanfang liegt der Nvidia-Aktienkurs um ungefähr 150 Prozent im Plus, hat sich also mehr als verdoppelt. Nun hat Nvidia neue Geschäftszahlen vorgelegt: Das Unternehmen verdiente in den zurückliegenden drei Monaten beinahe 17 Milliarden Dollar – das sind fast 170 Prozent mehr gewesen als während derselben Zeit vor einem Jahr. Und diese Zahl misst sich zudem an einem Umsatz von 30 Milliarden Dollar, was verdeutlicht, wie unglaublich profitabel das Geschäft ist. Und dann kündigt der Konzern noch ein gewaltiges Aktienrückkaufprogramm an. Sehr erstaunlich mutet da auf den ersten Blick an, wie die Anleger auf diese betriebswirtschaftlich prächtigen Ergebnisse reagiert haben: Nachbörslich verminderte sich der Nvidia-Aktienkurs um bis zu 8 Prozent. Wie kann das sein? Die ernüchternde Börsenreaktion ist vornehmlich ein sehr sichtbares Signal dafür, wie übertrieben die Erwartungen vieler Investoren nach wie vor sind, wenn es um Künstliche Intelligenz geht. Ablesen lässt sich eine inzwischen eingekehrte Ernüchterung aber auch an der Kursentwicklung von Unternehmen wie Microsoft in den zurückliegenden Wochen. Kehrt nun ein neuer Realismus an der Börse ein? Ist dies der Beginn einer großen Korrektur? Und profitieren davon am Ende klassische Industriewerte? Über all das sprechen wir in dieser Episode.
Orchestererlebnis mit Apples Vision Pro neu gedacht
09-08-2024
Orchestererlebnis mit Apples Vision Pro neu gedacht
Mit einer App für die „Vision Pro“-Brille bringt das Mahler Chamber Orchestra seine Musik direkt ins Wohnzimmer. Wie diese Technologie das Hörerlebnis verändert, verraten die Macher im Interview.Seit seiner Gründung 1997 ist das Mahler Chamber Orchestra (MCO) ein Ensemble mit einigen Besonderheiten: Es legt Wert auf seine eigene künstlerische Identität und eine demokratische Struktur. Denn geleitet wird das Orchester von den Musikern selbst, in Zusammenarbeit mit einem Managementbüro. Das MCO ist schon in mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten aufgetreten. Die Musiker pflegen ein kammermusikalisches Ensemblespiel: Das Repertoire reicht von der Wiener Klassik und frühen Romantik bis zu zeitgenössischen Werken und Uraufführungen. „Alle MCO-Musiker verbindet der starke Wunsch, ihre Beziehung zum Publikum kontinuierlich zu vertiefen“, beschreibt das Orchester sich selbst. Passend dazu hat das Orchester kürzlich eine App für Apples neue „Vision Pro“-Computerbrille veröffentlicht. Diese App soll eine neue Möglichkeit bieten, Orchestermusik zu erleben: Die Nutzer können reale und virtuelle 3D-Umgebungen erkunden und mit ihnen interagieren. Sie können sich frei im virtuellen Raum bewegen und die Musik aus der Mitte der Musiker heraus erleben. Für uns interessant genug, genauer nachzufragen, wie es funktioniert. Die App bietet Raumklangaufnahmen, die in Zusammenarbeit mit Henrik Oppermann erstellt wurden. Diese Aufnahmen sollen den Zuhörer physisch, mental und sozial in den Musikprozess einbeziehen. Timothy Summers, Geiger des MCO und Mitarbeiter der MCO-App, sagt: „Zuhören bedeutet nicht nur zu erleben, sondern auch zu erforschen.“ Wir haben mit Summers und Oppermann gesprochen.
Wann kommt die Feststoffbatterie, Herr Janek?
26-07-2024
Wann kommt die Feststoffbatterie, Herr Janek?
Autohersteller investieren Hunderte Millionen Euro in die Entwicklung eines neuen Batterietyps. Jürgen Janek, der die deutsche Forschung an Festkörperakkus koordiniert, sieht große Fortschritte, aber keine rasche Serienenführung. Alle paar Wochen sorgen Batterien für Aufregung an den Börsen. Dann hat wieder ein Autohersteller angekündigt, demnächst ein Elektroauto mit mehr als 1000 Kilometer Reichweite auf den Markt zu bringen. Oder ein Zulieferer von Apple meldet, er habe einen technologischen Durchbruch bei den Akkus erzielt. Fast immer steckt hinter solchen Nachrichten die Feststoffbatterie, eine Technologie, in die mittlerweile hunderte Millionen Euro Forschungsgeld rund um den Globus flossen – und die noch immer nirgends in großen Stückzahlen produziert wird. Dennoch: Der Festkörperakku ist und bleibt der Heilige Gral der Batterieentwickler. Warum das so ist, diskutieren wir in dieser D:Economy-Folge mit Jürgen Janek, der Physikalische Chemie an der Justus-Liebig-Universität Gießen lehrt und forscht. Janek gehört weltweit zu den renommiertesten und auch meist zitiertesten Forschern seines Fachgebiets, er koordiniert in Deutschland seit 2018 das mit Bundesmitteln finanzierte Forschungscluster „FestBatt“. Von ihm wollen wir wissen, was denn überhaupt so großartig an dem neuen Batterietyp wäre und ob wir schon bald auf einen Wunderakku hoffen dürfen. Tatsächlich, so Janek, haben Feststoffbatterien das Potential, auf gleichem Raum zwei- bis dreimal so viel Strom zu speichern wie die besten heute bekannten Lithium-Ionen-Akkus. Zudem könnten Festkörperakkus sehr hohe Ladeleistungen aushalten, ohne vorzeitig zu altern. Im Labor seien in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt worden. Doch mit großen Stückzahlen solle man in diesem Jahrzehnt nicht mehr rechnen, da sich die Fertigungsverfahren noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Die deutsche Forschung sei auf jeden Fall mittlerweile auf Augenhöhe mit asiatischen Ländern. Allerdings droht nun eine drastische Kürzung der Forschungsmittel. Seine Kollegen im Ausland würden nicht verstehen, dass „eine Industrienation, wie wir es sind, sich leistet, zehn Jahre und länger, eine Aufholjagd finanziert zu haben, dann das auch tatsächlich zu einem gewissen Grad erreicht und dann aber plötzlich sagt, das wollen wir und können wir jetzt nicht mehr finanzieren“.
Steht in der KI der nächste Durchbruch bevor, Sepp Hochreiter?
05-07-2024
Steht in der KI der nächste Durchbruch bevor, Sepp Hochreiter?
Sepp Hochreiter hat in seiner Diplomarbeit zu Beginn der neunziger Jahre eine kleine KI-Revolution erdacht. Sein Lernalgorithmus verbarg sich hinter dem Kürzel LSTM, das steht für Long-Short-Term-Memory. Er verlieh der KI so etwas wie ein brauchbares Gedächtnis - Computer können seither besser mit Sequenzen umgehen. Als er die Idee zusammen mit Jürgen Schmidhuber verbreitete und weiterentwickelte, erkannten zunächst nicht einmal Fachleute, welche Macht sie besaß. Letztendlich hob LSTM die Sprachverarbeitung auf eine neue Stufe. Von Google bis Microsoft verwendete jeder Tech-Konzern sie, bis zum Jahr 2017 steckte sie sozusagen in jedem Smartphone. Dann veröffentlichten Fachleute von Google einen Aufsatz und stellten darin die Grundlage für jene großen Sprachemodelle vor, die heute so erfolgreich sind und die durch ChatGPT berühmt und ein Massenphänomen wurden. Doch auch diese KI-Systeme haben Grenzen, scheitern an Aufgaben, die für das Gehirn leicht sind. Nun kommt Hochreiter, der inzwischen im österreichischen Linz lehrt und forscht, seinerseits mit der nächsten womöglich bahnbrechenden Idee um die Ecke: Er stellte unlängst vor, wie er LSTM weiterentwickelt hat - unter dem Kürzel xLSTM, das steht für Extended Long-Short-Term-Memory. Die bisherigen Schwächen will er reduziert und zugleich die Vorteile gegenüber den gegenwärtig angesagten Transformer-Modellen verbessert haben. Wie funktioniert das? Was steckt dahinter? Wie weit ist sein Unternehmen NXAI? Über all das sprechen wir in dieser Episode.
Wieviel kostet ein Liter E-Fuel, Herr Herdan?
21-06-2024
Wieviel kostet ein Liter E-Fuel, Herr Herdan?
Sollte es zu einer Abkehr vom Verbrennerverbot kommen, können die Klimaziele im Verkehr nur mit Hilfe synthetischer Kraftstoffe (E-Fuels) erreicht werden. Wie und zu welchen Kosten diese produziert werden könnten, diskutieren wir mit Thorsten Herdan, Europa-Geschäftsführer von HIF. Sonne und Wind werden für die Stromerzeugung immer wichtiger. Doch erneuerbare Energieträger deckten im vergangenen Jahr nur etwa 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Deutschland. 36 Prozent hingegen entfielen auf importiertes Mineralöl, das vor allem im Verkehr genutzt wird. Einen Ersatz für diese Energiemenge hierzulande klima- und umweltfreundlich zu erzeugen, ist eine Mammutaufgabe. Doch ist das überhaupt notwendig? Wäre es nicht möglich, Strom auch in schwach besiedelten Weltregionen erzeugen und dann als E-Fuels – also als synthetische Kraftstoffe – nach Deutschland transportieren? Oder ist das eine allzu schlichte Idee, weil auf diesem Weg viel zu viel Verluste entstehen? Diese Frage diskutieren wir mit Thorsten Herdan, Europa-Geschäftsführer von HIF, dem Unternehmen, das im Süden Chiles auf einer Pilotanlage schon synthetischen Kraftstoff für Porsche produziert. Als diplomierter Maschinenbauer steckt Herdan einerseits tief in der Technik, aufgrund seiner Karriere, die ihn zwischenzeitlich unter anderem ins Bundeswirtschaftsministerium führte, kennt er aber auch die energiepolitischen Zusammenhänge genau. E-Fuels sieht Herdan nicht als Konkurrenz zu einer Elektrifizierung des Straßenverkehrs, sondern als ergänzende Technologie, die für große Teile der Luft- und der Schifffahrt ohnehin notwendig wird. Technisch sei die Machbarkeit nachgewiesen, allein die Abscheidung des Kohlendioxids aus der Luft noch eine Herausforderung. Langfristig wäre auch eine wirtschaftliche Produktion mit Herstellkosten von 1,50 Euro je Liter synthetisches Benzin möglich. Eine Kostenparität zu fossilem Kraftstoff scheint allerdings nicht in Sicht, deshalb fordert Herdan politische Unterstützung, beispielsweise durch Einführung fester Quoten, wie sie für in Europa genutzte Flugtreibstoffe bereits vorgesehen sind.