Weiter gedacht - der Podcast der WZ

Wiener Zeitung GmbH

Bei „Weiter gedacht - der Podcast der WZ“ präsentieren wir jede Woche eine neue Geschichte, stellen eure Fragen und geben Einblicke in unser 320 Jahre altes Archiv. Petra Tempfer und Bernd Vasari sprechen über Aktuelles und Hintergründe mit Expert:innen, Jurist:innen oder Politiker:innen im Studio und besuchen auch Menschen direkt vor Ort. read less

#17 Wie lange kann der Westen noch Waffen liefern
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#17 Wie lange kann der Westen noch Waffen liefern
Die Gegenoffensive der Ukraine wird den Krieg nicht entscheiden. Zum einen sind die russischen Verteidigungsanlagen zu stark, zum anderen ist die Überwachung aus der Luft so gut ausgebaut, dass überraschende Angriffe kaum möglich sind. Doch welche Strategie verfolgt die Ukraine? Ist eine Rückeroberung der Krim gar nicht mehr möglich? Und hat der Westen überhaupt genügend Waffen, um die Ukraine weiter zu beliefern?Diese und weitere Fragen beantwortet Major Albin Rentenberger. Im Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari sagt er: „Russland und Ukraine bereiten sich auf einen langen Krieg vor." Ob es große Offensivem geben werde, bezweifelt er jedoch: „Beide Seiten haben viele Führungskader im Kampf verloren, es ist daher die Frage, ob im nächsten Jahr große Offensivfähigkeiten überhaupt noch möglich sein werden."  Genauso wie Russland könne nun aber auch Ukraine immer wieder Nadelstiche aus der Luft setzen. „Russland tut sich schwer flächendeckend sein gigantisches Land zu verteidigen. Das kann die Ukraine ausnutzen", sagt Rentenberger.Auch die spezielle Rolle Österreichs aufgrund seiner Neutralität spricht er an. 10.000 Helme seien geliefert worden, aber keine Waffen. Waffentransporte durch Österreich finden aber sehr wohl statt. „Inwiefern sich das mit der Neutralität spießt, ist Sache der Auslegung im Außenministerium."Neu in diesem Krieg ist die Bedeutung des Weltraums. Die Starlink-Satelliten von Elon Musk sind wesentlich für die Kommunikation des ukrainischen Militärs. Die Ukraine habe zudem Apps für die Bevölkerung entwickelt, um die Koordinaten der russischen Stellungen weiterzugeben. Aber auch Russland arbeitet an einer Weiterentwicklung im Weltraum.
#16 Warum KI nicht richten darf
Sep 21 2023
#16 Warum KI nicht richten darf
Hungrige Richter:innen kurz vor dem Mittagessen fällen härtere Urteile. Das hat eine israelische Studie ergeben, in der es um die Frage ging, ob Häftlinge auf Bewährung freigelassen werden sollen. Vor dem Mittagessen wollten die Richter:innen offenbar kein Risiko eingehen und entschieden eher gegen die Freilassung. Der Maschine passiert das nicht – sie agiert aber dennoch mitunter unmenschlich, sagt Podcast-Gast Sophie Martinetz im Gespräch mit Host Petra Tempfer. KI ist so individuell wie die Bereiche, für die sie trainiert worden ist, und: Sie kann auch lügen. Gerichtsurteile fällen darf sie daher (noch) nicht. Weltweit sei es derzeit so, dass Recht von einem/einer Richter:in gesprochen werden muss, sagt Sophie Martinetz. Im Vorfeld, zum Beispiel für das Aufbereiten von Daten, könne man KI sehr wohl verwenden. Damit Menschen schneller zu ihrem Recht kommen, wäre es in den Augen der Juristin allerdings sinnvoll, KI intensiver einzusetzen: Vor allem in Ländern wie Indien liegen Millionen von Fällen jahrelang, bis sie bearbeitet werden. Die Arbeit der Rechtsanwaltsanwärter:innen werde trotzdem nicht überflüssig werden  – es gibt genug zu tun. Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 3. Jänner 1842 (Seite 4):Maschinen, die Aufgaben übernehmen und Prozesse vereinfachen, faszinieren die Menschen schon lang. Bereits 1810 erfand zum Beispiel der deutsche Uhrmacher und Musikinstrumentenbauer Friedrich Kaufmann den Trompeter-Automaten, der etwaige Engpässe in Orchestern ausgleichen sollte. Noch Jahre danach füllten Berichte über den Automaten die Zeitungen – so auch die Wiener Zeitung. Am 3. Jänner 1842 schrieb diese in ihren Kunst-Nachrichten auf Seite 4, dass mit dem Trompeter-Automaten „in der Tat das Unglaubliche geleistet wird“, er aber „bloß in die Klasse bewundernswerter Kuriositäten gehören“ werde. Er wurde folgendermaßen beschrieben: Kleine Blasebälge vertreten die Stelle der Lungenflügel und erzielen einen Ton, welcher dem durch den Hauch des Menschen einer Trompete entlockten ziemlich ähnlich ist, und sich nur dem Ohr etwas unverschmelzt und zerstückt darbietet, indem der Mechanismus der innerlich angebrachten Blasebälge nur stoßweise wirkt, und auf diese Art auch nur ein in einzelne Stöße zerteilter Ton hervorgebracht werden kann. Der Besuch der von Hrn. Kaufmann veranstalteten Akademien wird reichlich belohnt durch das rege Interesse, welches seine kunstvollen Instrumente und Automaten erwecken. Studie aus London über das versuchsweise Urteilen Künstlicher Intelligenz am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte von Nikolaos Aletras et al.Studie aus Israel, dass hungrige Richter:innen härtere Urteile fällenBayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation zu Studien, Daten und Fakten über Künstliche IntelligenzÖsterreichs Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung zu Künstlicher Intelligenz Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Die Nummer lautet: +43 664 834 8344. Unseren Podcast könnt ihr auf Spotify, Apple, Google und anderen Plattformen kostenlos abonnieren.
#15 Welche Sprache Eltern mit ihren Kindern sprechen sollen
Sep 14 2023
#15 Welche Sprache Eltern mit ihren Kindern sprechen sollen
Immer mehr Kinder wachsen mehrsprachig auf. Das stellt Familien vor große Herausforderungen. In welcher Sprache sollen Eltern mit ihren Kindern kommunizieren? Wie sollen Eltern reagieren, wenn Kinder ihre Sprache nicht sprechen wollen? Erlernen mehrsprachige Kinder leichter weitere Sprachen? Diese und weitere Fragen beantwortet Zwetelina Ortega, Expertin für mehrsprachige Erziehung. Im Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari sagt sie: "Jede Sprache ist wertvoll weitergegeben zu werden und steht dem Erwerb der deutschen Sprache nicht im Wege." Ortega selbst erzieht ihre beiden Kinder dreisprachig in Deutsch, Bulgarisch und Spanisch. Sie erzählt, in welchen Sprachen sie spricht, wenn Erwachsene zu Besuch sind und wie sie mit ihren Kindern kommuniziert, wenn diese Freund:innen eingeladen haben. Die Sprache allein den Kinder näher zu bringen, würde jedoch nicht ausreichen. Wesentlich sei es auch in die Kultur des jeweiligen Landes einzutauchen und wenn möglich, das Land zu besuchen. "Die Kinder sollen merken, dass sie nicht die Einzigen sind, die diese Sprache sprechen und merken, dass sie mit der Sprache etwas bewirken können."Für den Erwerb von Deutsch ist eine zweite Sprache von Vorteil. "Durch die Bilingualität arbeitet das Gehirn effizienter und die kognitive Entwicklung wird unterstützt", sagt Ortega. "In den ersten Jahren brauchen die Kinder, die mit mehr Sprachen aufwachsen zwar mehr Zeit, es gleicht sich aber schnell aus."  Kinder, die hingegen kein gutes Deutsch-Level erreichen, erreichen es nicht, weil sie bilingual sind, sondern weil sie keine guten Rahmenbedingungen vorgefunden haben. Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 14. März 1887 auf Seite 2:Sprachen, die weniger Wert waren und deshalb ignoriert wurden, sind kein Phänomen der heutigen Zeit. Am 14. März 1887 berichtete die WZ in ihrer Beilage, der Wiener Abendpost, über eine Debatte der Sprachen auf den Banknoten. In der 121. Sitzung des Abgeordnetenhauses des Reichsrathes, dem Parlament der K&k Monarchie, forderte der tschechische Abgeordneter Eduard Gregr:„Das böhmische Volk trage zum großen Teile mit die Kriegslasten, die Blutsteuer und der übrigen Staatssteuern. Allein so oft das böhmische Volk mit einer Anforderung, mit einer Bitte an die Regierung herantrete, werde es abgewiesen mit der Bemerkung: Das kostet Geld! Nun trete aber dasselbe Volk mit einer Forderung auf, die kein Geld koste, aber auch da werde es zurückgewiesen. Es sei dies die Forderung eines polyglotten Banknotentextes. In der ganzen Welt würde man es selbstverständlich finden, dass der Banknotentext auch allem Volke verständlich sei. Würde man beispielsweise den Text der österreichischen Banknoten in arabischer oder chinesischer Sprache chiffrieren, so würde das allgemein für unsinnig erklärt werden, weil kaum jemand in Österreich arabisch oder chinesisch verstehe. Nun gebe es aber auch Millionen in Österreich, welche deutsch und magyarisch eben so wenig verstehen.“  Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Die Nummer lautet: +43 664 834 8344. Unseren Podcast könnt ihr auf Spotify, Apple, Google und anderen Plattformen kostenlos abonnieren.
#14 Können Frauen überhaupt komponieren?
Sep 7 2023
#14 Können Frauen überhaupt komponieren?
Zart und lieblich, ein bisschen wie Sticken: Von Frauen komponierte Musik hat damit herzlich wenig zu tun. Das einzige, was „weibliche" Musik auszeichne, sei, „dass sie praktisch unaufgeführt ist", sagt der Musik- und Theaterwissenschaftler Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer. Warum? Als männlicher Musiker eines Orchesters könne man akzeptieren, sich einem männlichen Komponisten unterzuordnen. Handelt es sich um eine Komponistin, komme es zur Kraftprobe - der männliche Musiker müsste sich der Frau unterordnen. Dieses meist unbewusste männliche Dominanzstreben führt laut Baumgartner dazu, dass Musik von Komponistinnen immer noch selten aufgeführt wird.Ob Frauen überhaupt die Möglichkeit hatten, Musik zu machen und zu komponieren, hing in den früheren Jahrhunderten außerdem damit zusammen, dass sie weniger Zugang zu Musikunterricht und Bildung hatten. Nur die sogenannten höheren Töchter lernten Klavier oder Cembalo (frühes Klavier, das hellere Töne erzeugt), und selbst diese Musik war allein für die häusliche Unterhaltung bestimmt. Es gab allerdings Ausnahmen. Hildegard von Bingen und Kassia zum Beispiel, die beide im Mittelalter Vorstehende eines Klosters waren, komponierten und sind bis heute bekannt. Beiden war gemeinsam, dass sie durch ihr Leben im Kloster gebildet waren und keinen Mann und Kinder hatten, um die sie sich kümmern mussten. Bei den Komponistinnen Clara Schumann und Fanny Mendelssohn aus dem 19. Jahrhundert ist es wiederum so, dass bis heute eher die Namen ihrer männlichen komponierenden Verwandten bekannt sind.Mit den Frauenbewegungen unter anderem in Großbritannien, wo die Suffragetten vor mehr als 100 Jahren für das Wahlrecht der Frauen kämpften, begann sich die Situation zu drehen. Im deutschsprachigen Raum sowie in Italien dauerte es etwas länger. Tatsache sei jedoch, so Baumgartner, dass Frauen nicht Frauenmusik machen. „Musik ist Musik. Kein Mensch der Welt kann erkennen, ob die Musik von einem Mann oder einer Frau komponiert worden ist.“ Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 9. Februar 1824 (Seite 6):Dass Klavierunterricht ein Privileg der gehobenen Schichten war, zeigen mehrere Anzeigen, die immer wieder im Archiv der Wiener Zeitung zu finden sind. So zum Beispiel auch folgende vom 9. Februar 1824 auf Seite 6: Klavier-Unterricht, mit oder ohne Singen, in oder außer dem Hause: Ein Mann von gesetztem Alter und ausgebreiteten musikalischen Kenntnissen, der in mehreren ansehnlichen Herrschafts- und Privathäusern Unterricht gibt, wünscht noch eine Stunde zu besetzen. Seine Wohnung ist am Salzgrieß Nr 212, links im Gassengewölb. Feminismus ist auch Thema unseres Podcasts „#12 Wo der Feminismus wurzelt" mit Petra Unger, Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik sowie Expertin für Gender Studies und Feministische Forschung, zu Gast bei Host Petra Tempfer. Einspielungen:Lili Boulanger: Der 24. PsalmHildegard von Bingen: O quam mirabilis Tipps:Lili Boulanger: Vielle prière bouddhiqueLili Boulanger: Faust et HélèneKassia: Wir preisen, oh ChristusHildegard von Bingen: O pastor animarumHildegard von Bingen: Ave generosaMaria Theresia von Paradis: Der Schulkandidat – OuvertüreFanny Mendelssohn: Hero und LeanderClara Schumann: Klavierkonzert in A-Dur op.7Ethel Smyth: March oft he WomenEthel Smyth: „The Wreckers“ – OuvertüreKaija Saariaho: „Lichtbogen“Johanna Doderer: Trailer zur Oper „Der leuchtende Fluss“Johanna Doderer: Zweite SymphonieOlga Neuwirth: Trailer zur Oper „Orlando“Grace Williams: Ballads for OrchestraGrazyna Bacewicz: Ouvertüre Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Die Nummer lautet: +43 664 834 8344. Unseren Podcast könnt ihr auf Spotify, Apple, Google und anderen Plattformen kostenlos abonnieren.
#12 Wo der Feminismus wurzelt
Aug 24 2023
#12 Wo der Feminismus wurzelt
Wenn Frauen sich zusammenschließen, kommt vieles in Bewegung. Am 19. März 1911 zum Beispiel zogen 20.000 Frauen über die Wiener Ringstraße und forderten das Wahlrecht, das Recht auf Bildung und auf Schwangerschaftsabbruch - und zwar Arbeiterinnen und vermögende Frauen gemeinsam. 1918 erhielten alle Frauen das Wahlrecht, bis auf die Sexarbeiterinnen. Deren Wahlrecht folgte mit der österreichischen Bundesverfassung rund zwei Jahre später. Erst 1945 wurde das Studienverbot für Frauen an allen Uni-Fakultäten aufgehoben. Bis die erste Frau im Parlament saß, sollten allerdings noch Jahrzehnte vergehen: Anfang 1991 wurde Johanna Dohnal als erste Frauenministerin Österreichs angelobt.Podcast-Gast Petra Unger, die Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik ist, besucht geschichtsträchtige Orte wie die Wiener Ringstraße, den Gürtel oder das Parlament, um den Frauen, die dort ihre Rechte erkämpft haben, „ihre Geschichte zurückzugeben", sagt sie im Gespräch mit Host Petra Tempfer: Sie veranstaltet sogenannte Frauen*Spaziergänge durch Wien.Die Initialzündung für die erste Frauenbewegung war bereits 1848, sagt sie. Politisch engagierte Frauen trafen einander im Volksgarten und gründeten in Folge den „Ersten Wiener Demokratischen Frauenverein". Eine der Forderungen war, dass Menschenrechte auch für Frauen gelten sollten. Das Ziel sämtlicher Frauenbewegungen sei aber nicht die Gleichberechtigung der Frauen allein, sagt Petra Unger. Es gehe um viel mehr: Nämlich darum, dass sich alle gemeinsam in Richtung Demokratie bewegen. Denn: „Feminismus ist eine ganz starke Kraft der Demokratisierung der Gesellschaft", so Petra Unger. Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 28. August 1848 (Seite 4):Das Jahr 1848, das von Lohnkürzungen und Arbeiterprotesten geprägt war, war auch für die Frauen ein entscheidendes. Am 28. August dieses Jahres schrieb die Wiener Zeitung über das erste organisierte Treffen vorwiegend bürgerlicher Frauen in Wien, das die Gründung des ersten Frauenvereins zur Folge hatte, auf Seite 4: Auch Wien hat seinen Frauen-Club! Heute Vormittag fanden sich gegen 300 Frauen im Saale des Volksgartens zu einer Versammlung ein, welche eine Ungenannte durch ein Plakat berufen hatte. Das Lokale durch seine bis zur Erde reichenden großen Fenster bot den neugierigen Herren willkommene Gelegenheit, sich die Geschichte zu beschauen. So anständig die Frauen sich aber benahmen, so wenig ritterlich die Herren, die sogar manche Fenster zerbrachen. Dadurch scheint die Urheberin des Ganzen so eingeschüchtert worden zu sein, dass sie erst dann hervortrat, als sich alles aufzulösen schien […]. Endlich bestieg sie auf allgemeines Verlangen einen Tisch und erklärte den projektierten Zweck der Versammlung dahin: Vermittlung zwischen Nationalgarde und Arbeitern sowie Sammlung von Beiträgen, um die Arbeiterinnen für die ihnen entzogenen 5 Franken zu entschädigen. Die Wiener Frauen*Spaziergänge dauern zwischen 2 und 2,5 Stunden und werden in deutscher, englischer und spanischer Sprache angeboten. Viele Spaziergänge sind Dank der Förderung durch die Stadt Wien kostenlos. Private Buchungen der Spaziergänge sind jederzeit möglich (Preis auf Anfrage).Feminismus bezeichnet soziale Bewegungen – insbesondere die Frauenbewegung –, die sich die Durchsetzung der gesellschaftlichen, politischen, juristischen und auf das Arbeitsleben bezogenen Rechte der Frauen und damit die Beseitigung der sozialen und politischen Benachteiligung der Frauen zum Ziel gesetzt haben (Wikipedia).„Kubus-EXPORT - Der Transparente Raum" (Der Kubus der Valie Export)Frauen, die Geschichte schrieben:Johanna Dohnal (1939–2010) war Feministin und SPÖ-Politikerin und wurde Anfang 1991 als erste Frauenministerin Österreichs angelobt (Stadt Wien).Amalie Seidel (1876–1952) war ein Kind der Arbeiterklasse und organisierte am 3. Mai 1893 gemeinsam mit Adelheid Popp den ersten Textilarbeiterinnenstreik. Später wurde sie Mitglied des Nationalrats und gehörte damit zu den ersten weiblichen Nationalratsabgeordneten. Sie gehörte der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) an. 1934 wurde sie verhaftet und kam für einen Monat ins Gefängnis (Österreichische Nationalbibliothek, Wien Geschichte Wiki).Adelheid Popp (1869–1939) war die erste Berufspolitikerin Österreichs, die aufgrund ihres Engagements von ihrer Partei angestellt wurde. Sie gehörte der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) an. Mit Hildegard Burjan brachte sie das erste Arbeitsschutzgesetz durch (Wien Geschichte Wiki).Hildegard Burjan (1883–1933) setzte sich für die Organisierung der christlichen Arbeiterinnen ein und gründete 1912 den Verein christlicher Heimarbeiterinnen. 1919 war sie die erste und einzige weibliche Abgeordnete der Christlichsozialen Partei (CSP) in der konstituierenden Nationalversammlung. Mit Adelheid Popp brachte sie das erste Arbeitsschutzgesetz durch (Österreichische Nationalbibliothek, Wien Geschichte Wiki).Barbara Prammer (1954–2014) war Frauenministerin, SPÖ-Nationalratsabgeordnete und von 2006 bis zu ihrem Tod 2014 die erste Präsidentin des Nationalrats (Wien Geschichte Wiki).Heide Schmidt (geb. 1948) gründete 1993 eine neue Partei, das Liberale Forum. Von 1990 und 1994 war sie Dritte Präsidentin des Nationalrats (Parlament Österreich).Grete Rehor (1949–1970) war ÖVP-Nationalratsabgeordnete und bis zu ihrem Tod Bundesministerin für soziale Verwaltung (Parlament Österreich, Wien Geschichte Wiki).Folgende Frauen haben sich eingesetzt, Mädchen zur Matura zuzulassen:Marianne Hainisch (1839–1936) war 1866 Gründungsmitglied des "Frauen-Erwerb-Vereins" und forderte 1870 die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen und die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium (Wien Geschichte Wiki).Auguste Fickert (1855–1910) war eigentlich Schriftstellerin, kam aber mit sozialdemokratischen Kreisen in engen Kontakt. 1893 gründete sie zusammen mit Rosa Mayreder und Marie Lang den „Allgemeinen Österreichischen Frauenverein". Im Zentrum ihrer Tätigkeit stand die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen, nach einer Reform des Ehe- und Familienrechts, nach dem Zugang der Frauen zum Hochschulstudium, nach Abschaffung der Prostitution (Wien Geschichte Wiki).Rosa Mayreder (1858–1938) gründete 1897 zusammen mit Olga Prager und Kurt Federn die Kunstschule für Frauen und Mädchen, da Frauen bis dato kaum Möglichkeiten hatten, an staatlichen Schulen Kunst zu studieren. 1899 gab sie gemeinsam mit Auguste Fickert und Marie Lang die Zeitschrift „Dokumente der Frauen" heraus, in der sie auch selbst Essays veröffentlichte (Wien Geschichte Wiki).Marie Lang (1858–1934) setzte sich vor allem für Mutterschutz und die Rechte unehelicher Kinder ein. Sie trat gegen die Reglementierung der Prostitution auf. Außerdem kämpfte sie für die Aufhebung des "Lehrerinnenzölibats" – berufstätigen Frauen in einigen Berufsgruppen war die Eheschließung verboten (Wien Geschichte Wiki).Sie war eine der Ersten, die einen Sammelband an Frauenbiografien aus der Geschichte herausgegeben hat:Emma Adler (1858–1935) war Übersetzerin, Schriftstellerin und Politikerin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Ihr Hauptwerk, "Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789-1795", erschien 1906 (Wien Geschichte Wiki). Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344
#11 Warum die Lehre die bessere Matura ist
Aug 17 2023
#11 Warum die Lehre die bessere Matura ist
Mario Derntl  absolvierte eine Lehre als Mechatroniker in der Voest Alpine und war vier Jahre lange Geschäftsführer von Österreichs größter Lehrlingsinitiative, der Zukunft Lehre Österreich. Im Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari erklärt er warum viele Jugendliche, die sich durch die Schule quälen, von ihren Eltern angehalten werden, möglichst bis zur Matura durchzuhalten. Derntl zeigt Verständnis für die Eltern: "In Österreich den Menschen jahrzehntelang eingeredet, wer in diesem Land etwas werden will, muss ein Gymnasium oder eine HTL besuchen und dann studieren. In die Lehre gehen hingegen nur die Versager, die, die es nicht schaffen." Wie falsch diese Auffassung ist, zeigen mehrere Studien, die belegen, dass man mit einer Lehrausbildung im späteren Berufsleben sogar mehr verdienen kann als mit Matura. Derntl fordert daher: "Die Berufsausbildung müsste in der Schule als gleichwertige Alternative zur Oberstufe angeboten werden, damit sich Jugendliche und ihre Eltern ein objektives Bild machen können." Die Unwissenheit über die Lehre führt zu einem weiteren Problem. In Österreich gibt es 230 Lehrberufe, die wenigsten sind jedoch bekannt. Von den insgesamt 35.137 beschäftigten weiblichen Lehrlingen im Jahr 2022 waren 3.502 im Lehrberuf Bürokauffrau, 2.607 im Lehrberuf Einzelhandel - Schwerpunkt Lebensmittelhandel und 2.053 im Lehrberuf Friseurin (Stylistin) tätig. Die Top 3 der gewählten Berufe machten also 23,2 Prozent der Gesamtlehren aus.Bei den Männern ist das Bild ähnlich: Von den insgesamt 72.948 beschäftigten männlichen Lehrlingen im Jahr 2022 waren 9.326 im Lehrberuf Elektrotechnik, 8.986 im Lehrberuf Metalltechnik und 7.139 im Lehrberuf Kraftfahrzeugtechnik tätig. Die Konzentration der drei häufigsten Lehrberufe machte also 34,9 Prozent der Gesamtlehren aus. Notwendig wären laut Derntl daher der Ausbau von Talentechecks, mit Ausbildungs- und Berufsvorschlägen.Bernd Vasari hat mit Mario Derntl auch darüber gesprochen, wie hoch die Einstiegsgehälter sind, ob vegane Kochlehre sinnvoll ist und wie der Frauenanteil in der Lehre erhöht werden kann. Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344
#10 Sommer, Sonne und ein Mord
Aug 10 2023
#10 Sommer, Sonne und ein Mord
„Nur der Mond war Zeuge" der Engländerin Josephine Tey gilt als ein Meisterwerk der Spannungsliteratur - obwohl es gar keine Leiche gibt. Denn um Spannung aufzubauen, brauche es viel mehr als einen Mord, sagt Kultur-Experte Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer. Freilich gibt es auch gute Krimis oder Thriller, bei denen es um mysteriöse Todesfälle oder Serienkiller:innen geht. Die Kunst dabei ist jedoch laut Baumgartner stets, nicht nur die Auflösung eines Kriminalfalles, sondern eine Geschichte in der Geschichte zu erzählen - zum Beispiel Historisches oder Familiendramen hineinzupacken. Deshalb sind Krimis nicht automatisch Schundlektüre, sondern haben oft ein hohes literarisches Niveau. Wie ein Kriminalfall schließlich gelöst wird, kann über „Whodunit" oder „Howcatchem" passieren. Also „Wer hat`s getan?" oder „Wie fängt man ihn?", wobei Letzteres besser im Film funktioniert. Paradebeispiel ist die Fernsehserie „Inspector Columbo": Der/die Zuschauer:in weiß, wer die Täter:innen sind, und begleitet den/die Detektiv:in dabei, wie diese:r die Mörder schnappt. Es gibt allerdings auch Bücher, die auf dem „Howcatchem"-Prinzip basieren. Und selbst für Menschen, die keine Krimis mögen, hat Baumgartner Strandlektüre-Tipps.  Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 31. Oktober 1866 (Seite 6):In der Wiener Zeitung ging es auch manchmal wie in einem Krimi zu. Am 31. Oktober 1866, also in dem Jahr, in dem „Schuld und Sühne“ des russischen Autors Fjodor Michailowitsch Dostojewski entstand, schrieb sie unter dem Titel „Ein Drama im Waldrevier“ auf Seite 6: Am 30. Juni dieses Jahres vormittags gegen 8 Uhr ging der gräflich Hänkel`sche Förster Otto Babler mit seinem Forstgehülfen Anton Amon und dem Revierförster Johann Hartner auf die Hohenwart-Alpe, um auf Wildschützen zu passen und kehrte […] in die sogenannte Grünhütte ein. Nachmittags gegen 5 Uhr verließen die Genannten die Hütte, gingen der Höhe zu und hörten bald darauf einen Schuss. Als der Rauch sich verzogen hatte, erblickten sie einen Menschen, den sie darauf verfolgten. […] Als Babler sah, dass der Wildschütz davonlief, befahl er dem Jäger Amon, demselben in die Füße zu schießen. […] Hierauf rief Babler dem Amon zu: „Noch einmal schießen!“ Da spannte denn Amon den linksseitigen Lauf seiner Doppelbüchse, zielte, wie er selbst angibt, tief hinter den Füßen des Wildschützen, drückte los, der Schuss fiel, und der Wildschütz stürzte nach vorwärts zusammen, worauf die drei Jäger den Verunglückten […] liegen ließen. Dieser starb bereits am 1. Juli und wurde als ein verheirateter gräflich Egger`scher Bergknappe erkannt. „König Ödipus" von Sophokles war auch Thema unseres Podcasts „#5 Warum es kaum lustige Komödien gibt" mit Edwin Baumgartner zu Gast bei Host Petra Tempfer. Tipps:Fünf Krimis für Menschen, die keine Krimis mögen:„Alibi für einen König" (Josephine Tey)„Und dann gab`s keine mehr“ (Agatha Christie)„Alibi" (Agatha Christie)„Ein Toter zu wenig" (Dorothy L. Sayers)„Der Untermieter" (Georges Simenon)weitere Strandlektüre-Tipps:„Nur der Mond war Zeuge“ (Josephine Tey)„Der Trümmermörder" (Cay Rademacher)„Der Tote vom Zentralfriedhof" (Beate Maxian)„Der talentierte Mr. Ripley“ (Patricia Highsmith)„Die Morde des Herrn ABC" (Agatha Christie)„Schuld und Sühne" (Fjodor Michailowitsch Dostojewski)„König Ödipus" (Sophokles)„Das Fräulein von Scuderie“ (E. T. A. Hoffmann)„Die Nase" (Nikolaj Gogol) Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344
#7 Wie schnell Radfahrer:innen illegal fahren
Jul 20 2023
#7 Wie schnell Radfahrer:innen illegal fahren
"Hauptsache, es fährt", gilt beim Fahrrad nicht als einziges Kriterium, um es im Straßenverkehr benützen zu dürfen. Vielmehr ist in der Fahrradverordnung genauestens geregelt, wie es beschaffen sein muss. Was konkret dazugehört, erklärt der Jurist Anton Fischer im Gespräch mit Host Petra Tempfer. So müssen beide Bremsen funktionieren, das Fahrrad braucht Vorder- und Rückstrahler sowie eine Klingel. Für E-Bikes gelten eigene Bestimmungen, um noch keine Mopeds zu sein, und auch bei den Anhängern gibt es einiges zu bedenken. Sitzt ein Kind darin, braucht es zum Beispiel laut Verordnung eine "mindestens 1,5 Meter hohe biegsame Fahnenstange mit einem leuchtfarbenen Wimpel". Ein Lauflernrad hingegen ist noch kein Fahrrad, sondern offiziell ein Spielzeug. Und: Fluchen, auch wenn einem noch so sehr danach ist, sollte man besser nicht, denn das ist strafbar.Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 14. Februar 1897 (Seite 2): Um dem k. k. Statthalter Erich Graf Kielmansegg für die neue Fahrradverordnung zu danken, feierte das Künstlerhaus am Karlsplatz in Wien am 13. Februar 1897 ein großes Fahrradfest mit dem Titel „All Heil“ – dem Radfahrer-Gruß. Die Verordnung regelte die Ausstattung des Fahrrads und erlaubte erstmals das Radeln auf den Straßen Wiens. Die „Wiener Zeitung“ schrieb am Tag nach dem Fest im Feuilleton: So hat denn das geflügelte Stahlrad auch das Haus der Kunst erobert. Die moderne Fußfertigkeit, recht ein Sinnbild unserer flüchtigen, hastenden Zeit, hat begeisterte Adepten gefunden in der fröhlichen Künstlerrepublik. […] Die Künstler unter den Fahrern und die Fahrer unter den Künstlern hatten sich ihren Sondergschnas und Extraspaß zugerichtet, um das Missvergnügen des Winters durch frohe, holde Täuschung zu bannen. Pinsel, Stichel, Meißel haben sich in einträchtigem Tun zusammengefunden zur höheren Ehre des Rades. […] Dem Farben- und Tönenrausch macht erst der nüchterne Morgen ein Ende. […] Auf den erwachenden Straßen läuten die Glocken radfahrender Frühaufsteher den jungen Tag ein. FahrradverordnungStraßenverkehrsordnung 1960 § 68 zum FahrradverkehrStraßenverkehrsordnung 1960 § 65 zum Alter für die Benützung von FahrrädernZur 33. Novelle der Straßenverkehrsordnung zum Rechtsabbiegen bei RotStraßenverkehrsordnung 1960 § 88 und Entscheidung des Obersten Gerichtshofszum Lauflernrad als SpielzeugKraftfahrgesetz 1967 § 106 u.a. zum Mitführen von KindernForstgesetz 1975 § 33 Abs. 3 zum Radfahren im WaldRadhelmpflicht Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344
#6 AMS-Vorständin Draxl: "32-Stunden-Woche kann ich mir nicht vorstellen"
Jul 13 2023
#6 AMS-Vorständin Draxl: "32-Stunden-Woche kann ich mir nicht vorstellen"
Petra Draxl hat es als erste Frau in den Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) geschafft. "Vor 30 Jahren wäre das noch unmöglich gewesen", sagt sie im Podcast-Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari. Frauen sind noch immer in der Minderheit, wenn es um Führungspositionen geht. Man solle daher nicht vor Diskussionen über Frauenquoten zurückschrecken. "Wenn jemand zu mir sagt, dass ich der quotenmäßige Anteil bin, dann antworte ich: Ja, das ist gut und beißt nicht", sagt Draxl. Das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zeigt sich vor allem in der Teilzeitarbeit. Bei Frauen mit Kindern unter 15 Jahren ist Teilzeitbeschäftigung die dominierende Form der Erwerbsarbeit. So liegt die Teilzeitquote der 25- bis 49-jährigen Frauen mit Kindern unter 15 Jahren liegt bei 72,8 Prozent. Die Teilzeitquote der Männer mit Kindern unter 15 Jahren liegt hingegen nur bei 6,8 Prozent. Dabei haben Frauen im Vergleich zu Männern die deutlich höheren Bildungsabschlüsse. Das liege daran, dass in Familien Mütter hauptsächlich für die Kinder zuständig sind, sagt Draxl. Erschwerend sind die mangelhaften Angebote im ländlichen Bereich, was die Betreuung der Kinder betrifft. "Wir haben massive regionale Unterschiede", sagt sie. "Wenn eine gute Kinderbetreuung angeboten wird, ist das jedoch ein Wettbewerbsvorteil von Regionen." Sie fordert massive Schritte. "Man muss Geld in die Hand nehmen, es braucht das Recht auf Kinderbetreuung. Auch ein kultureller Mindsetchange ist notwendig, dass sich die Eltern die Arbeitszeit gerecht aufteilen und beide zum Beispiel 30 Stunden arbeiten."Ländlichen Regionen, die stark von Abwanderung betroffen sind, rät Draxl: "Die Regionen müssen sich als Migrationsregionen sehen. Sie müssten überlegen, wie sie andere Menschen in ihre Gegend holen, wie sie andere Menschen integrieren. Das Land muss zudem etwas städtischer werden. Denn Menschen wollen ein bestimmtes städtisches Angebot haben, damit sie auch in der Region bleiben."Die Spitze des AMS teilen sich der ÖVP-nahe Johannes Kopf und die SPÖ-nahe Petra Draxl. Zuletzt forderte SPÖ-Chef Andreas Babler die Einführung einer 32-Stunden-Woche. Von diesem Vorschlag distanziert sich Draxl jedoch: "Eine unmittelbare Arbeitszeitreduktion kann ich mir nicht vorstellen. Im Dienstleistungsbereich gibt es nicht die Effizienz, dass man in 32 Stunden seine Patienten erledigen kann. Das würde in der Folge ein Vielfaches an Arbeitskräfte verlangen, die wir nicht haben."
#5 Warum es kaum lustige Komödien gibt
Jul 6 2023
#5 Warum es kaum lustige Komödien gibt
Eine Komödie im Theater anzuschauen, ist für viele eine Tragödie – deshalb gehen sie gleich gar nicht hin. Aber warum ist es so schwierig, Komödien auf die Bühne zu bringen, die wirklich lustig sind? Dafür gibt es mehrere Gründe, sagt der Musik- und Theaterwissenschafter Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer. Vor allem liegt es daran, dass Humor etwas ganz Individuelles ist. Was bei dem einen funktioniert, findet der andere überhaupt nicht lustig. Ernste Stücke sind leicht. Jeder kann jederzeit etwas Ernstes aus dem Hut zaubern: Eine Familie, die zerbricht, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die an einer unheilbaren Krankheit stirbt, ein unschuldig Verurteilter und so weiter. Natürlich kommt es auch bei den ernsten Stücken auf die Durchführung an. Aber allein schon durch die tragischen Grundkonstellationen bleiben sie ernst. Komische Grundkonstellationen gibt es nicht. Das Gegenteil von Tod wäre Leben, Leben ist aber nicht automatisch lustig. Dasselbe mit Unglück und Glück: Ein entgleister Zug ist ernst, selbst, wenn niemand verletzt wird. Ein Lottogewinn und ein:e glückliche:r Gewinner:in machen aber noch keine Komödie. Und wenn jemand auf der Bühne auf einer Bananenschale ausrutscht, ist das auch nicht unbedingt zum Lachen.Es besteht aber Hoffnung. Es gibt klassische, vor allem aber auch einige junge Komödien, die lustig sind – zum Teil wurden sie sogar verfilmt. Auf der Bühne wird man zum Beispiel im Theater in der Josefstadt oder in der Komödie am Kai „gut bedient“, wie Baumgartner es nennt. Was das konkret bedeutet, sollte man zumindest versuchen, herauszufinden, denn eine gelungene Komödie sei „eine Seelenmassage der besonderen Art“. Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 27. September 1788 (Seite 12):Der Schauspieler und Gründer des Theaters in der Josefstadt Karl Mayer schrieb in der Wiener Zeitung folgende Ankündigung: Allen hohen gnädigen und gütigen Gönnern, Beförderern und Freunden der deutschen Schauspielen, wie auch dem ganzen verehrungswürdigen Publikum machet Endesbenannter hiedurch öffentlich bekannt, dass sein in der Josefstadt auf der Kaiserstraße Nr. 93 mit gnädiger Bewilligung ganz neu erbautes Schauspielhaus nunmehr so weit gediehen, dass er dasselbe gegen dem Ende des Oktobers eröffnen zu können imstande ist. Er schmeichelt sich mit der angenehmen Hoffnung, alles angewendet zu haben, was ihn des Beifalls der edlen Bewohner Wiens und Kennern würdig machen kann. Die Neuheit aller Dekorationen und Kleider wird das Aug der Anwesenden ergötzen. Tipps:gute Komödien:„Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist„Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza„Die lustigen Weiber von Windsor“ von William Shakespeare (nur in Englisch)„Alle sieben Wellen“ von Daniel Glattauer (als Teaser von der Komödie am Kai)„Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer (Verfilmung, kostenpflichtig) Theaterbühnen-Tipps für gute Komödien:Theater in der JosefstadtKammerspiele der JosefstadtKomödie am Kai Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344
#4 Wie hoch dürfen die Mieten steigen?
Jun 30 2023
#4 Wie hoch dürfen die Mieten steigen?
Alles wird teurer – vor allem auch die Miete. Aber darf der/die Vermieter:in einfach so raufgehen mit den Preisen? Nicht unbedingt. Der Jurist Anton Fischer analysiert in dieser Folge mit Host Petra Tempfer die Unterschiede, die sich aus rechtlicher Sicht ergeben, denn: Es gibt das Mietrechtsgesetz und Wohnungen, in denen es voll oder nur zum Teil angewendet wird, sowie jenen Bereich, in dem das Gesetz überhaupt nicht gilt. Im Vollanwendungsbereich hat man die meisten Rechte und Möglichkeiten wie Fristen, Fälligkeitstermine oder das Sonderkündigungsrecht. Die Betriebskosten dürfen generell nicht beliebig erhöht werden. Wer im Altbau wohnt, für den gelten zum Teil eigene Regeln, und auch zwischen den Bundesländern gibt es Unterschiede. Steht eine Mieterhöhung ins Haus und ist man nicht ganz sicher, ob das mit rechten Dingen zugeht, kann man sich Unterstützung in rechtlichen Fragen zum Beispiel bei der Mietervereinigung oder der Arbeiterkammer holen.Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 12. Oktober 1930: Der Karl Marx Hof enthält 1382 Wohnungen, zwei Zentralwäschereien, zwei Bäder, zwei Kindergärten, eine Zahnklinik, eine Mutterberatungsstelle, eine Bibliothek, ein Jugendheim, ein Postamt, ein Krankenkasse mit Ambulatorium, eine Apotheke und 25 Geschäftslokale. Gestern vormittags besichtigten unter Führung des Stadtrates Weber Vertreter der Wiener und ausländischen Presse die Wohnhausanlage. Mietrechtsgesetz laut Rechtsinformationssystem des BundesMietervereinigungArbeiterkammer Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344
#2 Spaß an der Oper
Jun 30 2023
#2 Spaß an der Oper
Warum gibt es überhaupt Opern? Die erste Oper, die man als richtige Oper bezeichnen kann, war L`Orfeo von Claudio Monteverdi. Das ist circa 415 Jahre her, und sie war ein Geburtstagsgeschenk an den Fürsten Gonzaga, einer der Fürsten in Italien, erzählt der Musik- und Theaterwissenschafter Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer.Diese Opern, die damals geschrieben wurden, waren aber ganz anders als das, was wir heute darunter verstehen. Sie dienten der Volksbelustigung, die Rock- und Popmusik der damaligen Zeit war die Oper. Die Leute, ob Adel, ob Volk, ob Analphabeten, ob Schreibkundige, ob Philosophieprofessoren, ganz egal: Jeder ist in die Oper gegangen. Die Oper war der Schlager der frühen Jahrhunderte. Heute ist das nicht mehr so. Im 19. Jahrhundert hat sich das gedreht, und die Oper ist elitär geworden.Dennoch gibt es die Möglichkeit, auf die Suche zu gehen, ob einem eine Oper gefallen würde - man geht auf YouTube. Dort gibt es Opern in Ausschnitten, massenhaft Opern in ganzen Aufnahmen mit Bild, ohne Bild, mit Video, ohne Video, historische Aufnahmen, zeitgenössische Aufnahmen. Man kann hören, was man will. Es muss auch nicht immer nur um Liebesdramen, Mord und Totschlag gehen, es gibt auch komische Opern wie die französischen. Und dann kann man vielleicht sogar drei, vier billige Vorstellungen besuchen, und mit der Zeit wird man drauf kommen, was einem gefällt und was nicht. Es ist ein Ausprobieren. Und vielleicht macht Oper dann sogar Spaß. Weiterführende Links:Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 1. Oktober 1791 (auf Seite 9):vom 1. Oktober 1791: Im k. und k. Nationaltheater wurde letztvergangenen Dienstag, den 27. September, zum ersten Mal vorgeführt: ein neues Originallustspiel in fünf Aufzügen von Herrn Johann Friedrich Jünger, "Die Geschwister vom Lande" betitelt. Einspielungen:Monteverdi im Original:Die „Toccata“ alleinDas gesamte WerkMonteverdi in der Bearbeitung von Carl Orff:Die „Toccata“ allein (gefolgt vom gesamten Werk in Clips zerschnitten)Das gesamte Werk (durchlaufend, allerdings in einer anderen Aufnahme)Originaler Monteverdi szenisch aufgeführt (Nikolaus Harnoncourt) Tipps:Einstiegsopern:"Carmen" von Georges Bizet (1875) komplett und Highlights"Rigoletto" von Giuseppe Verdi (1851) komplett und Highlights"Der fliegende Holländer" von Richard Wagner (1843) komplett und Highlights Ebenfalls erwähnte Oper:"Tristan und Isolde" von Richard Wagner (1865) komplett und Highlights Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344