MOHNBLÜTEN

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Legalize it – oder auch nicht. Über Cannabis
16-09-2024
Legalize it – oder auch nicht. Über Cannabis
Cannabis gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Seile, Textilien, Papier und vieles mehr wurden oder werden aus den Pflanzenbestandteilen hergestellt – aber eben auch Rauschmittel wie Marihuana (aus den Blütenständen) oder Haschisch (aus dem Harz der Pflanzen). Um die Legalität des Konsums oder des Anbaus von Cannabis ist international eine heftige Debatte entbrannt. Einige Länder – darunter Deutschland – haben Cannabisanbau und/oder Konsum straffrei gestellt, in anderen bleibt das Hanfrauchen strafbewehrt. Die Argumente sind reichlich ausgetauscht und können nachgelesen werden, wir wollen in der neuen Folge unseres Podcasts die kulturellen Aspekte des Cannabiskonsums aufgreifen.                                                                                                                        Die Geschichte des Cannabiskonsums zieht sich über Jahrhunderte oder Jahrtausende. In den Märchen aus tausend und einer Nacht erzählt Scheherazade dem König Geschichten, in denen auch Haschischkonsum thematisiert wird. Die Übersetzung dieser Märchen hat bei uns lebhaftes Interesse für den Orient ausgelöst und das Haschischrauchen bei den Bohemiens in Mode gebracht.                           In der Jazz- und Swingszene in den USA der 20´er Jahre wurde üblicherweise Marihuana geraucht, das Cannabisverbot damals war eine Mischung aus üblem Rassismus und Misstrauen gegen die schwarzen Amerikaner. Mit dem Beginn der Hippiebewegung in den sechziger Jahren wurde Haschischrauchen zum Kult und zum Ausdruck des Protestes gegen verkrustete autoritäre Strukturen.                                                                                                                                                                        Die Künstler und Intellektuellen haben die Möglichkeiten der Wahrnehmungsveränderung durch Hanf brennend interessiert, ihre Erfahrungen mit der Substanz sind nicht selten in deren Werke eingeflossen. Dem wollen wir nachspüren.                                                                                                                Mit Literaturzitaten u. a. von William Shakespeare über Charles Baudelaire bis zu Allen Ginsberg und Musik u. a. von Johann Sebastian Bach über Richard Wagner bis zu Philip Glass begeben wir uns auf Spurensuche der Cannabiswirkung in der Kunst. Wir wünschen viel Spaß beim Hören und würden uns über Feedback sehr freuen. Jetzt auch bei Facebook
Rein pflanzlich. Von Kakteen, Pilzen und Hexensalben
17-04-2024
Rein pflanzlich. Von Kakteen, Pilzen und Hexensalben
Die kleine Hexe auf dem Besenstiel – bei den meisten Menschen dürften bei diesem Bild schöne Kindheitserinnerungen aufkommen. Weniger bekannt ist aber wahrscheinlich, dass das Bild der Hexe auf dem Besenstiel eine durch Pflanzenextrakte ausgelöste Halluzination ist. Denn eine auf den Besenstiel aufgetragene Salbe, die u. a. das stark halluzinogen wirkende Bilsenkraut enthält, kommt durch das Reiten in Kontakt mit den intimsten Körperstellen, wird dadurch vom Körper aufgenommen und verursacht die Sinnestäuschung des Fliegens – deshalb auch der Name Hexen- oder Flugsalbe. Und die eindeutige sexuelle Konnotation dieses Bildes ist sicher nicht kinderbuchfähig, die Hexen fliegen ja mit ihren Besen auf den Blocksberg, um dort wilde Orgien zu feiern. Die halluzinogene Wirkung etlicher Pflanzenextrakte ist wahrscheinlich bekannt seit es die Menschheit gibt und wurde stets zu kultischen Zwecken genutzt. Sei es das Meskalin des Peyote Kaktus oder das Ayahuasca der indigenen Bewohner_innen der Amazonasregion – diese Substanzen werden seit Jahrhunderten im Rahmen spiritueller Rituale zur Bewusstseinserweiterung eingesetzt. In unseren Breiten am besten bekannt ist der Fliegenpilz und die „magic mushrooms“, aber die Zahl der halluzinogen wirkenden Pflanzen ist fast unübersehbar: Bilsenkraut, Alraune, Tollkirsche, Engelstrompete usw. Etliche dieser Substanzen haben sich einen Platz in der Medizin erobert – das Atropin der Tollkirsche z. B., aber neuerdings auch das Psylocibin der „magic mushrooms“, das sich gerade eine Rolle in der Behandlung depressiver Erkrankungen erobert. Aber heute werden all diese Extrakte überwiegend als „Lifestyle“ Drogen zu einer Bewusstseinserweiterung in unbekannte Sphären eingenommen – mit dem Risiko übler und z. T. lebensgefährlicher Nebenwirkungen. Die wundersamen Effekte dieser Pflanzen faszinieren naturgemäß auch etliche Kunstschaffende, dem wollen wir in dieser Folge unseres Podcasts nachspüren. Mit Literaturbeispielen u. a. von Grimmelshausen, Shakespeare über Goethe bis zu Günter Grass und Musik u. a. von Gesualdo, Purcell über Johannes Brahms bis zu Olivier Messiaen und Karlheinz Stockhausen möchten wir sie gerne verzaubern, ohne sie auf einen Horrortrip zu schicken. Wir wünschen viel Spaß beim Hören und würden uns über Feedback sehr freuen.
Der Rausch des Augenblicks oder das Ende der Zeit
27-07-2023
Der Rausch des Augenblicks oder das Ende der Zeit
Das Gestern und Morgen vergessen, nur im Heute leben und den Augenblick genießen… kennen Sie das, löst dieser Gedanke lustvolle Gefühle bei Ihnen aus? Einen glücklichen Moment zu genießen oder einen Rausch des Augenblicks zu erleben ist wohl manchmal ein Bedürfnis jedes Menschen, auch wenn dies für Faust in Goethes Hauptwerk des Teufels ist, wenn er zu Mephisto sagt: „Werd ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! Du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zugrunde gehn!“ Francis Picabia – einer der Mitbegründer des Dadaismus - setzte einen Kontrapunkt zu Faust: „Leben ohne Morgen. Das Leben des Heute, alles für heute, nichts für gestern, nichts für morgen.“  Ebenso war der Lebensstil der Hippies in den 60´er und 70´er Jahren des 20sten Jahrhunderts auf das Hier und Jetzt angelegt. Die oft durch LSD induzierte Bewusstseinsveränderung sollte Zugang zu verschütteten Bewusstseinsebenen schaffen und das Zeitempfinden aufheben. Der Zeitverlauf sollte seine Bedeutung verlieren. Das Verharren im Augenblick hat auch ohne Drogen etwas trance- bzw. rauschhaftes. Besonders im Zen-Buddhismus ist die meditative Kontemplation etwas ganz Zentrales, und diese Art der trancehaften Kontemplation hat Eingang in unsere westliche Kultur gefunden. In der Musik ist Zeit definiert, sie ist organisierter Klang, organisiert durch die Komponierenden und organisiert in seiner zeitlichen Abfolge. In Musik und Literatur vergeht Zeit, manchmal gedehnt, manchmal gestaucht. Also kommen wir auch beim Klang des Augenblicks an der Zeit also dem Bezug zu Vergangenheit und Zukunft nicht vorbei. Man kann Klang für den Augenblick pressen oder dehnen, aber an der Zeit kommt man nicht vorbei. Diesen teilweisen widersprüchlichen Aspekten möchten wir in dieser Folge unseres Podcast nachspüren. Mit Literaturbeispielen u. a. von Gottfried Keller über Marcel Proust bis zu Jack Kerouac und Musik von Solage über Eric Satie, B. A. Zimmermann bis zu Dietmar Bonnen und der elektronischen Musik von Ludger Brümmer möchten wir Ihr Zeitgefühl aufheben und vielleicht auch Sie den Rausch des Augenblicks erleben lassen.
Cocktails
24-04-2023
Cocktails
Bei dem Begriff Cocktail denken wir vielleicht an eine intime Baratmosphäre mit einem köstlichen alkoholischen Mixgetränk vor uns auf der Theke, an jazzige Musik im Hintergrund und eventuell an einen lockeren Flirt. Aber das Wort Cocktail ist durchaus doppeldeutig. Während bei den klassischen Cocktails aus den einschlägigen Barbüchern die Süße des Getränks oft den Alkoholgehalt überdeckt, gibt es Mixturen und Elixiere, bei denen die psychotrope Wirkung im Vordergrund steht. Manche dieser Mixturen wurden zunächst als Heilmittel eingesetzt, wie z. B. die Opiumzubereitung des Arztes Paracelsus, zunächst als „Stein der Unsterblichkeit“ angepriesen und später besonders in der Romantik als „Laudanum“ zunehmend als Rauschmittel und als Zugang zu den unbewussten Zwischenwelten und manchmal zum Suizid genutzt. Lebensgefährlich werden Cocktails als Mischung diverser sog. „harter Drogen“ wie Heroin und Kokain. Heutzutage gibt es kaum noch Drogenabhängige, die eine einzige Substanz gebrauchen, die Regel ist der Mischkonsum, der besonders riskant und zerstörerisch ist. Und zu guter Letzt sind dann noch die geheimen Elixiere mit uns unbekannten Rezepturen zu nennen. Vielleicht existieren diese auch nur in der Fantasie der Literaten, die sie beschrieben haben, aber auch diese Cocktails sollen den Weg ins Unterbewusstsein bahnen. Diesen Aspekten wollen wir uns in dieser Folge unseres Podcasts Mohnblüten widmen. Musik und Literatur haben einiges zu diesen Themen zu bieten, so dass wir unseren Hörer*innen eine spannende, abwechslungsreiche, fachkundige und unterhaltsame Folge präsentieren werden.
Rausch als Waffe – Das Trauma von Krieg und Gewaltherrschaft
02-10-2022
Rausch als Waffe – Das Trauma von Krieg und Gewaltherrschaft
Es ist unfassbar, aber in Europa ist wieder Krieg. Dies gibt unserer Podcastfolge „Rausch als Waffe“ eine ungeplante nicht vorhergesehene Aktualität. Rauschmittel zur Steigerung des Durchhaltevermögens und der Aggressivität von Kämpfenden oder zur Unterdrückung von Angst und Panik sind immer wieder eingesetzt worden. Als „Belohnung“ nach der gewonnenen Schlacht und umgekehrt zur „Linderung“ von Kriegstraumata haben Drogen ihre fatale Funktion. Weiterhin sollen in dieser Folge Schlaglichter auf die Rollen von Kunst bei Krieg und Gewaltherrschaft geworfen werden, die durchaus zwiespältig sind. Da gibt es die „heroischen“ Schlachtenbilder und andererseits  z. B. das tief beeindruckende Gemälde Guernica von Pablo Picasso. In der Musik entsteht ein eigenes Genre – die „battaglia“, in der musikalisch Schlachten gezeichnet werden. Mit Militärmärschen wird Musik funktionalisiert, andererseits haben wir alle schon Friedenslieder gesungen – von „Da pacem domine“ bis „All we are saying is give peace a chance“, und wir kennen tief berührende Friedensapelle von Heinrich Schütz bis Benjamin Britten. Ähnliches gilt für die Literatur: Fragwürdigen „Heldenmut“ feiernde Schriften sowie flammende Friedensapelle und-gedichte. Wir werden Ausschnitte aus Kompositionen unterschiedlicher Epochen spielen, und wir werden entsprechende Literatur rezitieren. Damit wollen wir im Kontext von Rausch und Sucht das Trauma von Krieg und Gewaltherrschaft thematisieren, im Sinne von Bertha von Suttner: „Die Waffen nieder!“