Zweiter Teil der Doppelepisode über deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem östlichen Europa im Rundfunk nach 1945. Nachdem der erste Teil (Von Asch bis Zips 10) Hildegard Maria Rauchfuß, Armin Müller und Christa Wolf in den Fokus stellte, die in der DDR eine neue Heimat gefunden hatten, beschäftigt sich der zweite Teil nun mit drei Medienschaffenden im westlichen Teil Deutschlands.
Podcast-Host Vera Schneider (Deutsches Kulturforum östliches Europa) spricht zunächst mit Hans-Ulrich Wagner (Hans-Bredow-Institut Hamburg) über dessen Forschungs- und Editionsprojekt zu dem in Ostpreußen geborenen Schriftsteller Siegfried Lenz (1926–2014). Am Beispiel von Lenz‘ Vertriebenen- und Ostpreußensendungen im Radio der 1950er Jahre wird deutlich, wie der Autor als »Medienarbeiter« die erweiterten ästhetischen Ausdrucksformen des Rundfunks zu nutzen verstand. Exemplarisch dafür stehen Ausschnitte aus seinem Hörstück »Ich suche meinen Namen« (1954), das fiktionale und dokumentarische Ebenen eindrucksvoll miteinander verbindet.
Das Interview mit Magali Nieradka-Steiner (Universität Heidelberg/Universität Mannheim) und Jana Behrendt (bis August 2022 Südwestrundfunk Baden-Baden) würdigt den aus Schlesien stammenden Schriftsteller und Rundfunkpionier Friedrich Bischoff (1896–1976). Zwischen 1925 und 1933 hatte Bischoff in leitender Position beim Breslauer Rundfunk gearbeitet und in seiner »Schlesischen Funkstunde« innovative Höhen erklommen. An diesen Erfahrungen konnte er als Intendant des Südwestfunks Baden-Baden ab 1946 anknüpfen. In Ausschnitten aus seinem Werk »Das Hörspiel vom Hörspiel« (1931) und aus dem Interview »40 Jahre Rundfunkarbeit« (1965) kommt Bischoff im Anschluss selbst zu Wort.
Im dritten Gespräch stellen Elke Bauer und Antje Johanning (Herder-Institut Marburg) die in Reval/Tallinn geborene Deutschbaltin Annelen von Mickwitz (1922–1982) sowie ihren Nachlass im Herder-Institut und bei der Carl-Schirren-Gesellschaft vor. Ein biografischer Überblick macht deutlich, welch existenzielle Bedeutung die Rundfunkarbeit für die Autorin hatte, die sich eigentlich als Schriftstellerin sah und vor allem für den Kinderfunk tätig wurde. Genauer betrachtet wird ihre Adaption des Märchens »Die wunderbare Flöte«, in der sie auch in Deutschland bekannte Märchenmotive mit einem estnischen Kolorit versieht. Zwei Ausschnitte aus der 1966 im RIAS Berlin gesendeten Aufnahme runden diese Podcastepisode ab.
Die Interviews für die Doppelepisode wurden während des Workshops »Der Osten im Westen. Deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus dem östlichen Europa im Rundfunk nach 1945« geführt. Dieser wurde im Mai 2022 vom Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) und vom Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, der Historischen Kommission der ARD und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa veranstaltet.
Konzept, Redaktion, Moderation und technische Umsetzung: Vera Schneider
Musik: Jaspar Libuda
Für die Gewährung der Nutzungsrechte an den Tondokumenten danken wir dem Archiv von Radio Bremen, der Hauptabteilung Information, Dokumentation und Archive des Südwestrundfunks und des Saarländischen Rundfunks sowie dem Deutschen Rundfunkarchiv ganz herzlich.
Bildnachweise
Großes Foto: Tonarchivbestände im Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg, Vera Schneider, © DKF; kleine Fotos (von links nach rechts): Siegfried Lenz 1969, © Bundesarchiv via Wikimedia Commons, B 145 Bild-F030757-0015 / Schaack, Lothar; Annelen von Mickwitz, © Herder-Institut, Marburg; Friedrich Bischoff, © SWR; Collage: © DKF