ADHS: Kein Grund zur Panik!

MEDICE THE HEALTH FAMILY, Expertenrat ADHS & Sascha Schiffbauer

Willkommen bei "Kein Grund zur Panik", der Podcast-Reihe, in dem praxisrelevante Fragen rund um das Thema der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vom Expertenrat ADHS beantwortet werden. Die ADHS ist nach wie vor ein umfassend diskutiertes Thema – oft auch kontrovers und die Ansichten und Meinungen gehen hier teils weit auseinander. Sie möchten wissen, wie die Einschätzung von Experten* ist, welche Erfahrungen sie in ihrem Praxisalltag machen oder von deren nützlichen Tipps profitieren? In abwechslungsreichen Podcasts beantworten Experten verschiedener Fachdisziplinen relevante Fragen zum Thema ADHS. Aufgenommen und herausgegeben wurden die Podcasts von MEDICE in Zusammenarbeit mit dem Expertenrat ADHS - einem Zusammenschluss von Health Care Professionals, die die praktische Erfahrung mit ADHS verbindet. Hören Sie rein! *Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. read less
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ADHS & Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen
15-05-2024
ADHS & Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen
Dr. med. Dirk Heinicke, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Neuropädiatrie, Kreischa, Zscheckwitz spricht zu Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter und stellt Behandlungsmöglichkeiten vor. Bei Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stellen Schlafstörungen ein häufiges, aber auch komplexes Problem dar. Schlafmangel und schlechte Schlafqualität können sich nicht nur durch Müdigkeit und Erschöpfung zeigen, sondern auch durch mangelnde Aufmerksamkeit, erhöhtes Erregungsniveau und depressive Verstimmungen. Schlafstörungen können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden, in Einschlaf- sowie Durchschlafstörungen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass insbesondere Einschlaf- und Durchschlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit einer ADHS in Zusammenhang stehen. Dabei ist noch nicht geklärt, ob Schlafstörungen durch eine ADHS oder deren medikamentöse Behandlung verursacht werden, oder ob primäre Schlafstörungen zur Entwicklung von einer ADHS beitragen. Ebenso ist möglich, dass eine Kombination der verschiedenen Faktoren vorliegt. Bevor Medikamente in Bezug auf die Behandlung der Schlafstörung verschrieben werden, sollten zuerst schlafhygienische Maßnahmen sowie eine entsprechende Psychoedukation erfolgen. Dies sieht Dr. Heinicke als umso bedeutsamer an, da das Wissen in der Gesellschaft zu Tagesablaufgestaltung, Routinen oder Einschlafritualen nicht mehr vorhanden sei bzw. oft nicht mehr umgesetzt werde. Wenn schlafhygienische Maßnahmen nicht greifen, kann die Einnahme von verschreibungspflichtigem Melatonin erwogen werden. In Deutschland sind verschreibungspflichtige Melatonin-Medikamente für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr zugelassen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Melatoningehalt in frei verkäuflichen Präparaten oft nicht den Angaben entspricht. „Deshalb gibt es Melatoninpräparate, die als verschreibungspflichtige Medikamente unter strengen Kontrollen hergestellt werden. Bei diesen ist der deklarierte Melatoningehalt garantiert, was eine präzise Dosierung ermöglicht“, erläutert Dr. Heinicke. Bei Melatoninpräparaten wird zwischen retardiertem und nicht-retardiertem Melatonin unterschieden. Für Kinder und Jugendliche mit einer ADHS, die unter Einschlafstörungen leiden, eignen sich nicht-retardierte Präparate mit einem schnellen Wirkeintritt. Interaktionen mit anderen Medikamenten treten selten auf, sind jedoch möglich. Auch aus diesem Grund wird empfohlen, die Einnahme von Melatonin nur unter ärztlicher Aufsicht und mit entsprechender Verschreibung vorzunehmen. Das Melatoninpräparat sollte 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden und mit der niedrigsten Dosierung gestartet werden. „Eine fortlaufende Einnahme über mindestens vier Wochen ist notwendig, damit eine fundierte Bewertung der Wirksamkeit stattfinden kann“, erklärt Dr. Heinicke aufgrund seiner Erfahrungen in der klinischen Praxis. Weitere Informationen zum Thema ADHS finden Sie unter www.adhs-ratgeber.com; www.expertenrat-adhs.de; www.medice.com; www.gemeinsam-adhs-begegnen.de
ADHS und somatische Störungen
15-04-2024
ADHS und somatische Störungen
Dr. med. Kirsten Stollhoff, niedergelassene Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin - Schwerpunkt Neuropädiatrie, Hamburg, diskutiert die komplexen Zusammenhänge zwischen ADHS und anderen Störungen bzw. Erkrankungen. Im neuropädiatrischen oder neurologischen Bereich kann eine ADHS zusammen mit Erkrankungen wie Migräne, Hirntumor oder Epilepsie auftreten. In der Endokrinologie oder bei Stoffwechselstörungen wie Diabetes, Autoimmunerkrankungen bzw. allergischen Erkrankungen bestehen Assoziationen, die teilweise unabhängig voneinander oder als Folgestörungen auftreten können. Es ist nicht immer klar, ob diese Verbindungen kausal sind oder durch andere Faktoren bedingt werden. ADHS als Ursache, Korrelation oder Folgestörung in Bezug auf andere Störungen bzw. Erkrankungen ist ein Thema, das auch in Zukunft weiter zu untersuchen ist. Registerstudien haben gezeigt, dass viele somatische Störungen überdurchschnittlich oft gemeinsam auftreten. „Wir stehen ganz am Anfang der Forschung. Es gibt Studien, die das Autoimmunsystem sehr ins Zentrum stellen mit der Vorstellung, dass das Autoimmunsystem über einen Entzündungsvorgang verschiedenste Organe betrifft und damit diese Zusammenhänge erklären könnte. Aber das sind alles reine Hypothesen“, so Frau Dr. Kirsten Stollhoff. Eine ADHS ist hochgradig durch Vererbung bedingt. Es gibt jedoch auch Immunerkrankungen der Mutter, die beim Kind eine ADHS hervorrufen können. Dies läuft höchstwahrscheinlich über den Mechanismus der Epigenetik ab. Adipositas der Mutter während der Schwangerschaft kann das Risiko für eine ADHS beim Kind erhöhen. Der Zusammenhang ist jedoch noch nicht klar und es bestehen hierzu noch keine belastbaren Daten. Möglicherweise könnten entzündliche Prozesse bei Müttern mit Adipositas während der Schwangerschaft über Immunmechanismen beim Kind eine ADHS-Symptomatik auslösen. In der Praxis beobachtete Dr. med. Stollhoff, dass eine effektive Behandlung einer ADHS dazu beitragen kann, dass Kinder seltener unter Stress und Druck geraten, was wiederum zu einer Verringerung von Kopfschmerzen und Migräneattacken führen kann. Studien zeigen, dass bestimmte Arten von epileptischen Anfällen seltener auftreten, wenn eine gleichzeitig bestehende ADHS behandelt wird. „Ich hoffe einfach nur, dass wir wirklich mehr über die Mechanismen verstehen, was im Gehirn, was im Körper abgeht und wie engmaschig das alles zusammenhängt“, stellt Frau Dr. Stollhoff fest. Weiter betont die Fachärztin die Wichtigkeit bei Erkrankungen wie beispielsweise allergischen Erkrankungen, Epilepsie oder Adipositas mit einer hohen Assoziation zu einer ADHS immer auch auf diese Störung zu screenen, um gegebenenfalls eine entsprechende ganzheitliche Behandlung einleiten zu können. Weitere Informationen zum Thema ADHS finden Sie unter www.adhs-ratgeber.com; www.expertenrat-adhs.de; www.medice.com; www.gemeinsam-adhs-begegnen.de