Dr. med. Dirk Heinicke, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Neuropädiatrie, Kreischa, Zscheckwitz spricht zu Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter und stellt Behandlungsmöglichkeiten vor. Bei Menschen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) stellen Schlafstörungen ein häufiges, aber auch komplexes Problem dar. Schlafmangel und schlechte Schlafqualität können sich nicht nur durch Müdigkeit und Erschöpfung zeigen, sondern auch durch mangelnde Aufmerksamkeit, erhöhtes Erregungsniveau und depressive Verstimmungen. Schlafstörungen können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden, in Einschlaf- sowie Durchschlafstörungen.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass insbesondere Einschlaf- und Durchschlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit einer ADHS in Zusammenhang stehen. Dabei ist noch nicht geklärt, ob Schlafstörungen durch eine ADHS oder deren medikamentöse Behandlung verursacht werden, oder ob primäre Schlafstörungen zur Entwicklung von einer ADHS beitragen. Ebenso ist möglich, dass eine Kombination der verschiedenen Faktoren vorliegt. Bevor Medikamente in Bezug auf die Behandlung der Schlafstörung verschrieben werden, sollten zuerst schlafhygienische Maßnahmen sowie eine entsprechende Psychoedukation erfolgen. Dies sieht Dr. Heinicke als umso bedeutsamer an, da das Wissen in der Gesellschaft zu Tagesablaufgestaltung, Routinen oder Einschlafritualen nicht mehr vorhanden sei bzw. oft nicht mehr umgesetzt werde. Wenn schlafhygienische Maßnahmen nicht greifen, kann die Einnahme von verschreibungspflichtigem Melatonin erwogen werden. In Deutschland sind verschreibungspflichtige Melatonin-Medikamente für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr zugelassen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Melatoningehalt in frei verkäuflichen Präparaten oft nicht den Angaben entspricht. „Deshalb gibt es Melatoninpräparate, die als verschreibungspflichtige Medikamente unter strengen Kontrollen hergestellt werden. Bei diesen ist der deklarierte Melatoningehalt garantiert, was eine präzise Dosierung ermöglicht“, erläutert Dr. Heinicke. Bei Melatoninpräparaten wird zwischen retardiertem und nicht-retardiertem Melatonin unterschieden. Für Kinder und Jugendliche mit einer ADHS, die unter Einschlafstörungen leiden, eignen sich nicht-retardierte Präparate mit einem schnellen Wirkeintritt. Interaktionen mit anderen Medikamenten treten selten auf, sind jedoch möglich.
Auch aus diesem Grund wird empfohlen, die Einnahme von Melatonin nur unter ärztlicher Aufsicht und mit entsprechender Verschreibung vorzunehmen. Das Melatoninpräparat sollte 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden und mit der niedrigsten Dosierung gestartet werden. „Eine fortlaufende Einnahme über mindestens vier Wochen ist notwendig, damit eine fundierte Bewertung der Wirksamkeit stattfinden kann“, erklärt Dr. Heinicke aufgrund seiner Erfahrungen in der klinischen Praxis.
Weitere Informationen zum Thema ADHS finden Sie unter www.adhs-ratgeber.com; www.expertenrat-adhs.de; www.medice.com; www.gemeinsam-adhs-begegnen.de