Sapere Audio - Philosophie für Alle!

Kilian Karger, Manuel Schäfler, Richard Rupp.

Das Podcast Projekt Sapere Audio macht akademische Philosophie anhand kurzer Texte für ein breites Publikum zugänglich. Wir verstehen Philosophie als lebendigen Dialog. In 20 - 50 minütigen Episoden, diskutieren wir schlaglichtartig bedeutende Denker:innen und prägende Theorien quer durch die Philosophiegeschichte. Viel Spaß beim reinhören und mitdenken! read less
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John Lachs: Stoischer Pragmatismus
29-09-2024
John Lachs: Stoischer Pragmatismus
In der heutigen Episode beschäftigen wir uns mit der Lebenshaltung des stoischen Pragmatismus, einer Kombination aus antiker stoischer Philosophie und des Pragmatismus, einer philosophischen Strömung des 20 Jahrhunderts. Im Zentrum der stoischen Philosophie steht das Streben nach Eudaimonia, einem gelungenen Leben, das erreicht werden kann, wenn eine Person die richtigen inneren Einstellungen zu ihrem Leben eingenommen hat. Diese Einstellungen umfassen insbesondere ein gesichertes Wissen um die Welt, dass der Stoiker:in ihren Platz innerhalb des Kosmos zeigt. Leben im Sinne der Stoa bedeutet alle Dinge und Situationen, welche einer Person widerfahren, im Hinblick auf ihre Relevanz für das gelungene Leben zu analysieren und ihnen gemäß dieser Einschätzung den angemessenen Wert beizumessen. Stoiker stellen sich eher der Welt gegenüber und versuchen durch Abstraktion eine Form der „inneren Ruhe“ zu finden. Der Pragmatismus hingegen versteht das Leben und im weitesten Sinne das Erkennen der Welt als untrennbar vom Handeln in der Welt. In dieser philosophischen Strömung werden die Beziehungen zu anderen als ein in der Welt sein, betont. Diese grundlegende Überzeugung drückt sich auch in der pragmatischen Maxime aus: einer Regel zur Überprüfung von Hypothesen, die denkbare praktische Konsequenzen in den Vordergrund stellt. Der von John Lachs im gleichnamigen Buch 2012 entwickelte stoische Pragmatismus versucht diese beiden philosophischen Denkweisen zu vereinen. Wir diskutieren diese Position unter Einbeziehung des Essays „Toward a Practice of Stoic Pragmatism“ von Steven A. Miller und Yasuko Taoka in dem die Philosophierenden versuchen, den abstrakten stoischen Pragmatismus um konkrete Handlungsweisen zu erweiterten. Viel Spaß mit der Folge!
Karl Jaspers: "Einsamkeit"
28-04-2024
Karl Jaspers: "Einsamkeit"
In der heutigen Episode beschäftigen wir uns mit einem Aufsatz des deutsch-schweizer Psychiaters und Philosophen Karl Jaspers. 1883 in Oldenburg geboren trug Jaspers mit seinem Schaffen als Arzt maßgeblich zur Entwicklung der wissenschaftlichen Psychiatrie bei. Er zählt zu den bekanntesten/herausragenden Vertretern der Existenzphilosophie, stand in regem Austausch mit Martin Heidegger und Hannah Arendt und hatte bis zu seinem Tod 1969 mit seinen kritischen Texten großen Einfluss auf den politischen Diskurs im Deutschland der Nachkriegszeit. Grundlage unserer Diskussion ist ein 1983 von seinem Assistenten und Nachlassverwalter, dem Schweizer Philosophen Hans Saner, herausgegebener Aufsatz mit dem schlichten Titel „Einsamkeit“ (welcher sich vermutlich auf die Jahre 1915-1916 zurückdatieren lässt). In diesem Text bestimmt Jaspers Einsamkeit als ein grundlegendes Phänomen des Menschseins. Das Individuum befindet sich in einer unvermeidbaren und unendlichen dialektischen Bewegung. Diese setzt sich aus einer Lust zur Individualität, die zu einem Drang in die Einsamkeit führt und einem Leiden an Individualität, das den Menschen aus der Einsamkeit drängen lässt zusammen. Einen Weg aus der Einsamkeit sieht Jaspers in gelingender Kommunikation, die für ihn besteht, wenn zwei Menschen sich verstehen. Dies geschieht in der Sphäre der Liebe, als eine Beziehung auf gleichem Niveau, einer Beziehung ohne Machtungleichheit. Dort kommt es zu einer Aufhebung der Einsamkeit ohne die Vernichtung der jeweils eigenen Individualität. Allerdings betont Jaspers, dass auch eine solche Beziehung nur in Momenten bestehet und immer neuer Anläufe bedarf. Jaspers warnt vor den Irrwegen von versuchter Kommunikation in Verhältnissen des Machtungleichgewichts, sowie falschen Vorstellungen von Liebe und deren Auswirkungen auf Menschen, die versuchen zu Kommunizieren. Viel Vergnügen mit der heutigen Folge!
Searle - "Minds, Brains, and Programs", das "chinesische Zimmer" Gedankenexperiment
26-11-2023
Searle - "Minds, Brains, and Programs", das "chinesische Zimmer" Gedankenexperiment
In dieser Folge behandeln wir einen Text von Searle. Vorher müssen wir aber über die Person John Searle informieren. Kurze Warnung! Im nächsten Abschnitt wird sexualisierte Gewalt sowie Sexismus thematisiert, wer möchte kann den nächsten Absatz überspringen. 2019 wurde Searle durch das Präsidium der UC Berkeley wegen sexueller Belästigung einer ehemaligen Studentin und Mitarbeiterin im Jahr 2016 für schuldig befunden, woraufhin ihm die Mitgliedschaft der Universität und sein Status als emeritierter Professor entzogen wurden. Im Verlaufe dieses Prozesses wurden weitere Vorfälle bekannt. Wir sprechen uns gegen jegliche Form von sexueller Gewalt und Sexismus aus und distanzieren uns von der Person Searle. Folgenbeschreibung: John Searle bekannt für sein Wirken in der Sprachphilosophie sowie in der Philosophie des Geistes, stellt in seinem Essay „Minds, Brains, and Programs“ aus dem Jahr 1980 ein Argument vor, das als „Chinese Room“ Gedankenexpermient bekannt wird. Searle will damit nachweisen das starke künstliche Intelligenz, eine KI die ähnlich wie der Mensch intentional agiert, also eigenständig Ziele verfolgt nicht einfach durch die Ausführung von Programmen erreicht werden kann. Computer operieren nur auf der Ebene der Syntax also der Ebene der reinen Form, sie können Zeichen manipulieren und anordnen, so dass auf einen Input ein richtiger Output folgt, ohne im eigentlichen Sinn die Bedeutung der Zeichen zu verstehen. Searle wendet sich damit gegen die damals vorherrschenden Theorien des Funktionalismus und macht seinen Begriff von Intention stark.
Miranda Fricker - "Testimonial Injustice"
29-10-2023
Miranda Fricker - "Testimonial Injustice"
Diese Folge beschäftigt sich mit dem ersten Kapitel „Testimonial Injustice“ aus Miranda Frickers Werk: „Epistemic Injustice – Power and the Ethics of Knowing“, aus dem Jahr 2007 und den Begriff der epistemsichen Ungerechtigkeit prägte. Die britische Philosophin zeigt in ihrem Werk, wie unsere Bedingungen des Ekrenntisgewinns durch Vorurteile geprägt sind, was sich gegen die Menschlich-keit der Betroffenen richtet und schädlich für heutige Wissensgesellschaften ist. Epistemische Un-gerechtigkeit zeigt sich beispielsweise, wenn Frauen abgesprochen wird verlässliche Wahrnehmun-gen zu äußern oder ganzen Gruppen, wie Ureinwohnern abgesprochen im Besitz von Wissen zu sein. Fricker stellt in ihrem Buch zwei Konzeptionen von epistemischen Ungerechtigkeiten vor, einerseits hermeneutische Ungerechtigkeit: Welche die abstraktere Form darstellt, hier fehlt eines kollektiven Ausdruckes Vermögen für ein soziales Erleben. In Kapitel 1, mit welchem wir uns in dieser Episode beschäftigen, stellt Frickar „Testimonial Injustice“ vor in der die Glaubwürdigkeit einer sprechenden Person abgewertet wird. Hierfür führt die Philosophin die Begriffe Macht und Identität ein und zeigt sich wie diese sich in sozialen Momenten des Erkenntnisgewinns auswirken. Dabei richtet sie ihr besonderes Augenmerk auf die Momente in denen Personen Ungerechtigkeiten erfahren, weil Ihnen beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft abgesprochen wird Wissen in bestimmten Bereichen haben zu können.
Harry Frankfurt - "Taking Ourselves Seriously"
24-09-2023
Harry Frankfurt - "Taking Ourselves Seriously"
Diese Folge von Sapere Audio widmet sich dem Vermächtnis von Harry Gordon Frankfurt, der am 16. Juli 2023 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Frankfurt führte eine Karriere als Dozent und Professor für Philosophie an verschiedenen amerikanischen Universitäten, darunter Yale und Princeton, wo er 2002 in den Ruhestand ging. 2005 erlangte sein Buch "On Bullshit" überraschend Bestseller-Status in den USA und machte ihn allgemein bekannt. In der Philosophie ist Frankfurt bekannt für sein Wirken in Ethik, Handlungstheorie und der Philosophie des Geistes, dem Teilgebiet, das die die Natur des menschlichen Geistes erforscht. Besonders bekannt sind die sogenannten „Frankfurt Fälle“ welche besonders wirkmächtig in der Debatte um Willensfreiheit sind. Und dem Kompatibilismus einer Positoin zwischen der Unfreiheit des Menschen und der absoluten Freiheit des Menschen, Aufschwung gab. Wir beschäftigen uns mit der Vorlesung "Taking Ourselves Seriously" aus dem Jahr 2004. Frankfurt stellt fest, dass Menschen sich ernst nehmen, dass wir nicht einfach so akzeptieren möchten, wie wir sind. Stattdessen streben wir danach, unsere Ideen bewusst zu formen und unser Handeln nach stabilen Normen auszurichten. Dieser Prozess erfordert eine aktive Selbststeuerung. Für Frankfurt ist zentral, wie Vernunft und Liebe unser Handeln beeinflussen und wie diese beiden motivierenden Kräfte miteinander in Beziehung stehen. Dabei stellt Frankfurt die Liebe vor die Vernunft, Liebe, definiert er als das, wofür wir uns engagieren wollen. Frankfurt betont, dass das Objekt der Liebe vielfältig sein kann - von einem Leben(?) über moralische und nichtmoralische Ideale bis hin zu Traditionen. Doch diese Objekte und Ideale sind oft schwer zu erfassen und können in Konflikt miteinander stehen. Moralische Prinzipien helfen diese verschiedenen Bezugspunkte zu Ordnen. Viel Spaß mit der Folge!