"Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender
Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken
damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische
Gesetz in mir."
Als Philosoph mit erhobenem Zeigefinger, als Apostel der Moral und
Pflichtneurotiker ist Immanuel Kant verschrien, bekannt ist er als
Meister der Vernunft und als Autor komplizierter, fast unverständlicher
Texte. Doch in diesem berühmten Zitat aus der "Kritik der praktischen
Vernunft" von 1788 steckt mit funkelnder Klarheit und einem Schuss
Pathos alles, was Kant sein Leben lang beschäftigt hat. Das sind vor
allem vier Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich
hoffen? Und: Was ist der Mensch? Kant fand auf diese grundlegenden
Fragen Antworten, die weit über seine Zeit hinauswiesen und die
Philosophie noch heute beschäftigen.
Für die neue Folge von "Wie war das noch mal?" haben wir uns mit Marcus
Willaschek getroffen, Professor für Philosophie der Neuzeit in Frankfurt
am Main und Autor des Buchs "Kant. Die Revolution des Denkens", das im
vergangenen Jahr erschienen ist. Mit ihm haben wir uns über Kant
unterhalten: Wie gelang dem Jungen, der vor 300 Jahren, am 22. April
1724, als viertes Kind einer Familie von Sattlern und Riemern in
Königsberg geboren wurde, der Aufstieg zum Professor für Logik und
Metaphysik und zum Star-Philosophen seiner (und unserer) Zeit? Was ist
eigentlich Metaphysik? Was kann der Mensch nach Kant wissen? Und:
Kann man heute noch Universalist sein oder hat die Aufklärung ihre
Prinzipien verraten?
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