Im zweiten Teil blicken wir auf die historischen Hintergründe des Nibelungenliedes und die Bedeutung der Nibelungentreue für spätere Generationen.
Die meisten Menschen im Nibelungenlied sind eigentlich
Burgunden und haben wahrscheinlich ihr Vorbild im spätantiken Burgund. Das ist nicht zwingend dieselbe Gegend wie die
späteren Gebiete mit diesem Namen. König Gunther ist vielleicht nach dem
Burgunder-König Gundahar gestaltet, der tatsächlich im 5. Jhd. in Worms herrschte. Der legte sich nämlich mit den Römern unter
Flavius Aetius an und wurde von den Römern und ihren verbündeten
Hunnen geschlagen.
Später kämpfte Aetius dann gegen den Hunnenführer Attila. Der verstarb sehr plötzlich - in der Nacht nach seiner Hochzeit mit der Prinzessin
Ildico. Die könnte ein Vorbild für Kriemhild sein.
Ein Vorbild könnten auch die Auseinandersetzungen im Hause der Merowinger sein. Dort spielt nämlich eine gewisse
Brunhild eine entscheidende Rolle. Ebenso die Ermordung ihres Mannes
Sigibert. Das
Theoderich der Große das Vorbild für Dietrich von Bern war, wird dagegen heute nicht mehr so oft erzählt.
Im Humanismus interessierte man sich wenig für das mittelalterliche Epos und noch weniger zur Zeit der Aufklärung. Daher bleibt auch die Wiederentdeckung zunächst ohne wenig Resonanz. Der Durchbruch kommt in den
Befreiungskriegen gegen Napoleon. Als ureigenes deutsches Nationalepos macht das Lied Karriere und die deutschen malen repräsentative Gebäude mit Siegfried-Fresken aus.
Am bedeutsamsten wird allerdings die Vorstellung von der
Nibelungentreue. Dieses Schlagwort verwendet zuerst Reichskanzler Bülow während der
Bosnien-Krise, als er Österreich die deutsche Bündnistreue zusichert. Wann immer danach die Treue beschworen wird, schwingen die Nibelungen im Hintergrund mit. Sei es im Ersten Weltkrieg, bei der
Dolchstoßlegende oder in Goebbels
Sportpalastrede.
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