Solveigs Frauen-Trilogie hat das erste Quartal des Jahres bestimmt und nun legt Daniel mit einer radikalen Frau nach: wir würdigen in dieser Folge Luise, die bekannteste preußische Königin. Über ein Jahrhundert war Luise Teil eines nationalen preußischen und deutschen Mythos. Dessen wesentlicher Bestandteil war ihre Begegnung mit Napoleon. Daher sprechen wir auch über die Umwälzungen in Europa unter Napoleon, die wir
in unserer ersten Folge über den Kaiser der Franzosen nicht besprechen konnten.
Die junge Prinzessin
Die leidende Königin
Viele Jahre hält sich Preußen aus den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich heraus, obwohl insbesondere Zar Alexander es gerne als Verbündeten hätte. Friedrich Wilhelm III. steht schließlich alleine gegen Frankreich und erlebt die vernichtende Niederlage seines Heeres in der
Schlacht bei Jena und Auerstedt. Napoleon sieht in Königin Luise die eigentliche Kriegspartei. Der königliche Hof flieht nach Ostpreußen, wo zeitweilig schwer erkrankt und mit ihrem Schicksal hadert. Dort kommt es schließlich zur Begegnung mit Napoleon.
Staatskanzler Hardenberg hofft, sie könne durch ihren "Opfergang" den Kaiser zur Milde in den Friedensverhandlungen bewegen.
Der nationale Mythos
Luise, die junge, schöne und im Umgang mit Menschen unbefangene Königin war schon zu Lebzeiten sehr populär. Nach ihrem frühen plötzlichen Tod im Jahre 1810 wird sie zur
preußischen Madonna verklärt. Ihrem Andenken widmet Friedrich Wilhelm III. die
Stiftung des Eisernen Kreuzes und die Befreiungskriege erscheinen bald wie ein Rachefeldzug für Luise, der die französische Besetzung Preußens ihr Herz gebrochen habe. Diese Vorstellungen werden um ein Vielfaches verstärkt, als
Frankreich 1870 Preußen - ausgerechnet an Luises Todestag - den Krieg erklärt. Der spätere
Kaiser Wilhelm I., Luises Sohn, besucht ihr
Mausoleum, bevor er mit den Truppen gen Frankreich aufbricht. Nun wird Luise zur Mutter der Nation stilisiert.