Nonnen sind heiß!? Zumindest in der Popkultur. Bereits in den ersten Monaten dieses Jahres sind sowohl ein Kinofilm, als auch auch ein Computerspiel erschienen, in dem eine Nonne die Hauptrolle spielt – dies wäre „
Immaculate“ zum einen und „
Indika“ zum anderen. In beiden Fällen sehen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer einer jungen, schönen Nonne gegenüber, die sich in einer ihr feindlich gesinnten Umgebung durchschlagen muss und dabei sowohl physischer, psychischer wie auch sexueller Gewalt ausgesetzt ist.
Ein Motiv, das Solveig müde mit den Augen rollen lässt.
Denn tatsächlich werden wir wieder und wieder mit diesem Bild konfrontiert. Nicht nur in der Popkultur, sondern auch im wissenschaftlichen Diskurs, wo Nonnen eher als Randerscheinung einer christlichen Religiosität abgetan werden. Doch stimmt das? Waren Frauenklöster wirklich nur „Verwahranstalten“ für die Hässlichen und Ungeliebten? Wollten die Nonnen nicht doch vielmehr ein von einem Ehemann bestimmtes Leben führen?
In den letzten Jahren kommen immer mehr Zweifel an dieser Lesart auf. Das hat wohl auch damit zu tun, dass diese vor allem von Männern geprägt worden ist. Im Rahmen der Frauengeschichte wird auch das Thema Frauenkloster neu bewertet. Erst im letzten Jahr haben die Professorinnen Eva Schlotheuber und Henrike Lähnemann mit ihrem Buch „Unerhörte Frauen“ aufgezeigt, welche Perspektiven und Lebensentwürfe für Frauen in Klöstern möglich waren.
Woher stammt aber unser so entschieden negatives Bild von Nonnen? Kann es vielleicht etwas mit der
antiklerikalen Aufklärung zu tun haben, deren Bild von unserer aktuellen, ebenso antiklerikalen Gesellschaft mit Begeisterung weiterverbreitet wird?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich diese Folge. Es wird über das Konzept Frauenkloster und seine Entwicklung im Mittelalter gesprochen; über den Einfluss der Aufklärung auf die Wahrnehmung von Nonnenklöstern. Die
Heilige Klara von Assisi ist ebenso Thema, wie die Stiftsdamen in
Essen und
Quedlinburg. Aber es geht auch um Missbrauchsfälle, die in Klöstern stattgefunden haben.
Dabei kommt auch die Medienkritik nicht zu kurz, denn Solveig hat gerade mit den Machern von „Indika“ ein Hühnchen zu rupfen. Denn auch wenn ihr das Spiel gut gefällt, müssen wir darüber diskutieren, was es für unsere Gesellschaft eigentlich bedeutet, wenn nicht nur unsere Geschichten, sondern sogar unsere Geschichte vom Male Gaze beeinflusst wird?