FP03 - Präsident und Reichsverweser

Flurfunk Paulskirche

27-06-2023 • 1 Std. 27 Min.

Am 18. Mai sind endlich die Abgeordneten unter Glockengeläut vom Römer in die Paulskirche eingezogen. Doch der erste Sitzungstag unter dem Vorsitz des Alterspräsidenten Dr. Lang gerät chaotisch. Die Hochstimmung verflüchtigt sich im Klein-klein der Geschäftsordnungsdebatte. Noch dazu gibt es Verständnisprobleme. Doch am folgenden Tag ist die Wahl des provisorischen Präsidenten gut vorbereitet. Ein Politik-Star betritt die Bühne: über alle Fraktionen hinweg erlangt Heinrich von Gagern immer wieder beeindruckende Mehrheiten. Ihm gelingt es in verfahrenen Auseinandersetzungen zwischen den Lagern Kompromisse herzustellen.
Gagerns Rede bringt auch den Durchbruch in der Debatte um die provisorische Zentralgewalt in Deutschland. So beschließt die Nationalversammlung am 28. Juni das Reichsgesetz über die Einführung einer provisorischen Zentralgewalt für Deutschland und wählt noch am Tag darauf Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser.
Ein Erzherzog als Reichsverweser sollte Einvernehmen mit den Fürsten bringen und die Zustimmung des rechten Café Milani. Das Johann mit einer bürgerlichen verheiratet war, ließ ihn wiederum volksnah erscheinen und machte ihn auch für die Linke akzeptabel. Im Juli hielt der Reichsverweser Einzug in Frankfurt und gab einen Vorgeschmack auf ein künftiges deutsches Kaisertum. Das Provisorium brachte allerdings auch Spott ein: Mal wurde er zum Reichsverfauler, mal wurde er zu "Johann ohne Land".

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