Eigentlich hatte ich mir das Gespräch mit Manfred Ackermann (bis vor kurzem noch Geschäftsführer der Stadtwerke Emden) anders vorgestellt. Schon im letzten Jahr hatte ich mit ihm in einem kurzen Live-Podcast sprechen wollen über die Notwendigkeit, aufzubrechen in eine Zukunft jenseits unserer Komfortzone (damals hat uns Corona gestoppt). Jetzt wollte ich mit mehr Zeit natürlich auch mehr über die Stadtwerke Emden erfahren, vor allem darüber, wie er es vor einigen Jahren preisgewürdigt geschafft hatte, die Stadtgesellschaft hinter einer gemeinsamen Digitalisierungsstrategie (Smart City Emden) zu versammeln. Beide Aspekte, also der Mut aufzubrechen und die eigene Begeisterung auf andere Menschen zu übertragen, sind heute essentiell wichtig, um (wahrscheinlich nicht nur) als Stadtwerk in widrigen Zeiten eine Daseinsberechtigung für die Menschen einer Stadt zu haben.
Nicht absehbar war jedoch, dass sich Manfred relativ kurz (8 Monate) nach seiner Verlängerung als Geschäftsführer dazu entschlossen hatte, sein vermeintliche Komfortzone in Emden zu verlassen. Inzwischen ist er im Ruhrgebiet bei der ELE (Emscher Lippe Energie) und bei den Stadtwerken Gelsenkirchen angekommen und startet als Geschäftsführer neu durch. Was war los in Emden? Wie man den einschlägigen Medien unserer Branche entnehmen kann, ging es vordergründig um nichts Geringeres als ein Freibad und um dessen Renovierung und der Frage, wer bestimmt, woher das Geld dazu kommen soll. So einfach, so dysfunktional und vermutlich kein Einzelfall. Das alles war dann aber noch zu frisch, um in Ruhe die Hintergründe und Wirkgefüge zu diskutieren. Vielleicht finden wir die Zeit nochmal.
Also Emden, Nordseeküste, viel Wind, Otto, Wolfgang Petersen (RIP) und natürlich die Stadtwerke. Weil der Wind dort ordentlich bläst, waren die Stadtwerker:innen ganz früh (schon 1991), ganz vorn mit dabei in Sachen Windkraft. Diese Weitsicht und Durchsetzungskraft seines Vorgängers zahlt sich bis heute aus, sagt Manfred, der das Engagement der Stadtwerke in seinen 10 Jahren als Geschäftsführer bei erneuerbaren Energien weiter ausgebaut und um das andere große Thema Digitalisierung ergänzt hat. Wir gehen das alles wie immer in Ruhe durch, zeichnen seinen beruflichen Weg nach, seine ersten Schritte und wie es dann weiterging für ihn, das smarte Emden und die Stadtwerke. Wir mixen dazu aktuelle Fragen zur Zukunft der Gasnetze, zu den aktuellen energiepolitischen Gesetzespaketen der Bundesregierung („Wir haben alle Schiss in Deutschland.“) und kurz auch zur wichtigen Frage, woher angesichts niedriger Eigenkapital-Quoten die finanziellen Freiräume für den eigenen digitalen 1,5-Grad-Komplettumbau kommen sollen ("Der Gesellschafter ist gefordert").
Zum Ende unseres Gespräches, als wir in uns hineinhorchen, was die aktuelle Weltlage mit uns macht und wohin uns das alles noch führen soll, haut Manfred diesen Satz raus, den wir dann auch als Folgentitel gewählt haben: „Ich lasse mich gern von mir selbst überraschen.“ Daraus spricht ein positives Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eine tiefe Gelassenheit (kein Fatalismus), mit neuen, auf den ersten Blick vielleicht „unkomfortablen“ Situationen und Wendungen irgendwie gut klar zu kommen. Ein großes Stück von diesem mindset wünsche ich uns allen.
Viel Spaß beim Hören!