Vom Betriebsbesetzer zum Geschäftsführer
Wir treffen Mathias Hohmann im Industriepark Premnitz, Westhavelland.1992 erlangte er eine gewisse Berühmtheit als „Betriebsbesetzer von Premnitz“: Damals stand er als Gewerkschafter an der Spitze der legendären 73-tägigen Besetzung der Märkischen Faser AG.
Die Geschichte des Chemiestandorts Premnitz ist exemplarisch für das Schicksal, das sich viele Industrien der ehemaligen DDR teilten. Privatisiert von der Treuhand, dann Massenkündigungen und Abwicklung. Die Belegschaft der Märkischen Faser AG kämpfte 1992 einen letzten Kampf um ihre Arbeitsplätze. An ihrer Spitze Mathias Hohmann. Zu DDR-Zeiten war er Schlosser ohne politische Ambitionen. Nach dem Zusammenbruch erkannte er sofort die Wichtigkeit der Gewerkschaften und wurde in das Amt des Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Er konnte Sozialpläne und den Erhalt von 500 Arbeitsplätzen erstreiten. Sie wurden überführt in eine Arbeitsförderungsgesellschaft, deren Geschäftsführer er noch heute ist.
Das Gespräch ist eine Reise durch die neuere deutsche Geschichte und hilft, die Entwicklungen Brandenburgs besser zu verstehen.
Er redet mit uns über:
** seine Motivation zu kämpfen, Verantwortung zu übernehmen
** Durchhaltewillen aus Mut der Verzweiflung
** das Gänsehaut-Feeling starker Gemeinschaft
** die Herausforderung über Nacht in einem radikal anderen Wirtschaftssystem Führung zu übernehmen
** die Demütigung, die so viele Menschen erlebten, weil sie und ihre Arbeitskraft plötzlich nicht mehr viel wert waren
** die Deindustrialisierung ländlicher Regionen und die noch heute spürbaren Folgen
** mögliche gesunde Entwicklungen in ländlichen Räumen, die sich nicht ins Extreme treiben lassen
** eine neue Zeit, in der Arbeitslosigkeit kein Thema mehr ist
** die Kraft des Zuhörens und Verstehen Wollens
Mathias Hohmann, geboren 1962 in Rathenow ist heute Geschäftsführer der Arbeitsförderungsgesellschaft Premnitz und der Stadtwerke Premnitz.