Wann hat das eigentlich angefangen, dass sich das Gefühl breit gemacht
hat: Früher war mehr Zukunft? Gletscher schmelzen, Heimat verschwindet,
die Demokratie ist weltweit auf dem Rückzug – wie hängt das alles
zusammen? Und was ist aus dem großen Versprechen der Moderne geworden,
die Welt werde immer besser für immer mehr Menschen?
Der Soziologe und Bestsellerautor Andreas Reckwitz (Die Gesellschaft der
Singularitäten) hat darüber ein fundamentales neues Buch geschrieben,
das die verstörenden Phänomene zusammendenkt: Es heißt Verlust. Ein
Grundproblem der Moderne.
In einem dreiteiligen deep dive von Das Politikteil sprechen wir
exklusiv mit Andreas Reckwitz über seine Thesen: Warum produziert die
Moderne unausweichlich selbst die Verluste, die sie bedrohen? Was
bedeutet das eigentlich: Verlust? Und warum eskalieren diese Verluste
gerade jetzt so sehr, dass die Idee des Fortschritts selbst infrage
steht – und damit die Grundlage der westlichen Welt?
In der ersten Folge beschreibt Reckwitz, warum nicht alles, was
verschwindet, ein Verlust ist. Er skizziert, welche Verluste es gibt –
materielle Verluste, Verluste an Status, Heimat, Macht, der Verlust
ganzer Landschaften und Spezies – und wie die moderne Gesellschaft und
das Individuum damit umgehen.
Wir besprechen, was der dystopische Film The Day After mit dem
Fortschrittsoptimismus der 1960er- und 1970er-Jahre zu tun hat und mit
dem aktuellen Boom der Ratgeberliteratur. Und Reckwitz erfindet eine
neue Zeitform: das Futur II der Postapokalypse.
Der Soziologe erklärt, warum die moderne Gesellschaft lange Zeit davon
gelebt hat, Verluste unsichtbar zu machen. Er erläutert das
"Verlustparadox": Die Moderne produziert unaufhörlich selbst massive
Verluste, während sie gleichzeitig von der tief eingeschriebenen
Überzeugung lebt, dass es eine schmerzfreie Welt geben kann. Aber diese
Erzählung, sagt Reckwitz, funktioniert nicht mehr.
Im Podcast Das Politikteil sprechen wir regelmäßig jede Woche eine
Stunde lang über das, was die Politik bewegt. Wir erklären Hintergründe
und diskutieren Zusammenhänge – immer freitags mit zwei Moderatoren,
einem Gast – und einem Geräusch. Im Wechsel sind als Gastgeber Ileana
Grabitz und Peter Dausend oder Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing zu
hören.
Den dreiteiligen deep dive "Hat die Zukunft noch Zukunft?" mit Andreas
Reckwitz moderieren Heinrich Wefing und Tina Hildebrandt
Hosts: Tina Hildebrandt, Heinrich Wefing
Gast: Andreas Reckwitz
Redaktion und Recherche: Carlotta Wald
Schnitt und Produktion: Pool Artists
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