Wichtig: Beide Kategorien sind wichtig und sollten ihren Platz im Alltag finden. Es geht hier nicht um eine Wertung, welche Arbeit wichtiger ist. Die Unterscheidung in diese zwei Kategorien hilft dir, deine Arbeitskraft und deine Arbeitskräfte effektiver einzusetzen.
Hier geht es um dein Tagesgeschäft. Alle täglichen, wöchentlichen oder auch jährlichen Arbeiten fallen in diesen Bereich: z.B. Melken, Füttern, Kälber versorgen, Ausmisten, Saat, Ernte, Anträge stellen und vieles mehr.
Diese Arbeiten haben mit der eigentlichen Produktion zu tun. Es ist die operative Arbeit.
Hier geht es um Änderungen an deinen Systemen und Abläufen. Es ist also ein langfristiges und strategisches Arbeiten gemeint, z.B. die Entwicklung neuer Routinen, das Hinterfragen von gewohntem Vorgehen, das aktive Einholen neuer Sichtweisen, die Erarbeitung von Lösungen für umfassendere Probleme und Herausforderungen (Hofübergabe, Mitarbeitergewinnung usw.).
Diese Arbeit steht im stressigen Hofalltag oft hinten an. Es ist legitim, diese Arbeiten kurzfristig beiseite zu legen. Es ist jedoch sehr gefährlich für die Zukunft, wenn diese Arbeit AM Betrieb über längere Zeit zu wenig Beachtung findet. Die Folgen liegen auf der Hand: Die eigene Unzufriedenheit steigt, die Wirtschaftlichkeit sinkt, weil falsche Weichen gestellt wurden, schlechte Stimmung im Team, der Hof wird unattraktiv für die nächste Generation usw.
Führe ein tägliches Tagebuch.
Unterscheide dabei die Arbeiten nach den Kategorien "im Betrieb" und "am Betrieb".
Identifiziere und beseitige Zeitfresser im Alltag.
Beispiele aus der Praxis, z.B. Güllefahren, umständliche Abläufe im Herdenmanagement.
Mache dir die Eigenverantwortung und deren Grenzen bewusst.
Treibe proaktiv Lösungen voran (hierfür kann es notwendig sein, über den eigenen Schatten zu springen).
Suche nach Verbündeten und Vorbildern.
Pflege regelmäßigen Kontakt mit Gleichgesinnten, z.B. im Club der alten Kühe.
Die Unterscheidung zwischen Arbeit im Betrieb und am Betrieb zeigt dir, ob du die entscheidenden zeitlichen Freiräume hast, um dich und deinen Milchviehbetrieb zu entwickeln. Beginne mit der Dokumentation und Reflexion. Frage dich: Wie viel Zeit arbeite ich AM Betrieb? Was kann ich tun, um diesen Anteil zu steigern?
Viel Spaß mit deinen Kühen und genieße das Leben.
Dein Christian Völkner