Trost spenden hinter Gittern
Die katholische Ordensfrau Schwester Vera von den Franziskanerinnen aus Sießen arbeitet als Seelsorgerin in der JVA-Stammheim. Unter anderem bietet sie dort suchtkranken Insassen Bastelkurse an.
Im Gespräch mit Angela Neis gibt uns Schwester Vera einen tiefen Einblick in das Knastleben. In die Einsamkeit, in die Hilflosigkeit und in die Strukturen, die man dort vorfindet. Durch Gespräche, durch Zuhören und durch kleine Kurse vermittelt sie den Insassen wieder Selbstvertrauen und Wertschätzung – vielleicht auch ein kleines Stück Lebensqualität und Hoffnung. Für viele Inhaftierte ist Schwester Vera ein Rettungsanker, um aus dem tristen Gefängnis-Alltag herauszukommen.
Gott ist in jedem Menschen sagt Schwester Vera und daran gibt es für sie nichts zu rütteln. Sie versucht von Anfang an, die Inhaftierten als Menschen ernst zu nehmen, um dadurch eine Beziehung und auch gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Nur dann kann etwas bewirkt werden. Wenn sich die Gefangenen wirklich öffnen, die Tragweite ihrer kriminellen Handlung erkennen und vielleicht sogar ihre Schuld eingestehen, findet etwas statt, vergleichbar mit einer spirituellen Erfahrung. Das sind dann die Momente, die Schwester Vera stolz machen, weil sie merkt, dass sie an einer Entwicklung teilhaben durfte, was nicht jedem vergönnt ist.
Doch manchmal gibt es auch Geständnisse, die sie gar nicht hören möchte. So hart und grausam und auch nur schwer zu ertragen. Aber die Schweigepflicht, die auf allen Seelsorgern lastet, verbietet es, darüber zu sprechen. Wie sie selber damit umgeht und welchen Schutzmechanismus sie dabei aufbaut, verrät sie Angela Neis im Gespräch.